Bratislava – Nach massiver Kritik im Zusammenhang mit der Ermordung des Investigativjournalisten Ján Kuciak ist der Chef der Anti-Korruptions-Einheit der Polizei zurückgetreten. Die Polizei erklärte am Donnerstag, Róbert Krajmer sei wegen des "unangemessenen Drucks auf seine Familie und auf die Arbeit der Anti-Korruptions-Einheit" zurückgetreten.

Krajmer weise die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen als "ungerechtfertigt und politisch motiviert" zurück, wolle aber seiner Einheit die ungestörte Arbeit ermöglichen.

Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová waren am 25. Februar ermordet aufgefunden worden. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat im Zusammenhang mit Recherchen des Journalisten stand. Kuciak wollte einen Artikel über mutmaßliche Verbindungen höchster politischer Kreise im Land zur italienischen Mafia veröffentlichen.

Früh am Tatort

Krajmer war im vergangenen Jahr in einem Artikel Kuciaks erwähnt worden. Der Journalist beschrieb darin indirekte Verbindungen des Polizisten zum slowakischen Geschäftsmann Norbert Bödör, Sohn eines Unternehmers, der mehrere öffentliche Aufträge erhalten hatte.

Nach dem Mord an Kuciak wurde der Leiter der Anti-Korruptions-Einheit dafür kritisiert, als einer der Ersten am Tatort gewesen zu sein – obwohl seine Einheit nicht für Mord zuständig ist. Polizeichef Tibor Gašpar, der selbst Rücktrittsforderungen der Opposition ausgesetzt ist, nahm Krajmar in Schutz und sagte, dieser sei wegen Ermittlungen vor Ort gewesen.

Der Mord an Kuciak und seiner Verlobten hat die Slowakei in Aufruhr versetzt. Nach Anti-Korruptions-Protesten trat Regierungschef Robert Fico zurück und überließ seinem Stellvertreter Peter Pellegrini das Amt. Die Proteste gegen die Regierung rissen jedoch nicht ab. (APA, 29.3.2018)