Prishtina/Ankara – Der kosovarische Premierminister Ramush Haradinaj entließ am Freitag nicht nur den Geheimdienstdirektor Driton Gashi, sondern auch Innenminister Flamur Sefaj, weil diese ihn nicht über die Festnahme von sechs türkischen Staatsbürgern – offenbar Anhänger von Fetullah Gülen – informiert hatten. Einigen Quellen zufolge sollen Letztere bereits am Donnerstag in die Türkei abgeschoben worden sein, andere meinen, dass sie sich noch im Kosovo befinden.

Haradinaj sprach von einer "Geheimabschiebung" und einem Gesetzesbruch, weil er keine Erlaubnis dazu gegeben habe. In der Türkei droht Gülen-Anhängern die Anklage wegen Verschwörung und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation. Sie müssen mit lebenslanger Haft rechnen. Zudem kann ihr Besitz konfisziert werden. Bisher haben sich die südosteuropäischen Staaten geweigert, dem Druck der türkischen Regierung nachzugeben und Anhänger von Gülen zu verfolgen oder deren Bildungsinstitutionen zu schließen.

Abschiebungen verurteilt

Die Festgenommenen sollen laut der Plattform Balkaninsight für die Mehmet-Akif-Schulen im Kosovo gearbeitet haben. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan sagte am Freitag, die Operation im Kosovo sei vom türkischen Geheimdienst durchgeführt worden. Falls das den Fakten entspricht, würde dies bedeuten, dass der Geheimdienst Ankaras die kosovarischen Institutionen instrumentalisiert hat. Einiges weist auf gravierende Probleme hin: Sowohl Staatspräsident Hashim Thaçi als auch Außenminister Behgjet Pacolli verurteilten am Freitag die Festnahmen.

Die Entlassung von Innenminister Sefaj dürfte aber auch der serbischen Regierung und Vertretern der serbischen Volksgruppe im Kosovo entgegenkommen. Denn auch die Partei Serbische Liste hatte Sefajs Rücktritt wegen der Festnahme des serbischen Politikers Marko Djuric am Montag gefordert. Djuric war entgegen der Erlaubnis der kosovarischen Behörden eingereist und von einer Polizeisondereinheit festgenommen worden. (awö, 30.3.2018)