Die Große Wanderspinne (Cupiennius salei), auch bekannt als Wandernde Tigerspinne, geht zum Schutz ihrer Nachkommen auf Tauchstation.

Foto: Andreas B

Chetumal – Manche Spinnenarten, darunter auch bei uns heimische Wolfsspinnen, tragen ihr Gelege in einem Kokon stets mit sicher herum. Das hat einerseits den Vorteil, dass sie immer ein Auge auf ihre Nachkommen werfen können. Andererseits werden sie dadurch auch leichter von Fressfeinden, beispielsweise Vögeln, erkannt. Eine in Mexiko beheimatete Spinne hat gegen diese Gefahr eine besondere Strategie entwickelt: Sie bringt ihre Eier unter Wasser in Sicherheit.

Die Große Wanderspinne (Cupiennius salei) lebt hauptsächlich auf Bäumen im Regenwald, wo auch Bromelien wachsen. Ihr Namenszusatz kommt nicht von ungefähr, immerhin erreicht die Art eine Beinspannweite von zehn Zentimetern. In den Blatttrichtern der zu den Ananasgewächsen zählenden Pflanzen sammelt sich Wasser – und dieses nutzt die Spinne, wenn Gefahr droht, wie nun französische und mexikanische Wissenschafter im Fachjournal "Comptes Rendus Biologies" berichten.

Komplexe Beziehungen

Erscheint ein potenzieller Feind auf der Bildfläche oder fühlt es sich sonst irgendwie gestört, springt das Spinnenweibchen mit seinem Eierkokon in das Wasser und taucht mindestens für eine halbe Stunde unter. "Die Beziehung zwischen der Großen Wanderspinne und Bromelien der Gattung Aechmea ist viel komplexer als bisher gedacht", erklärt Yann Hénaut vom Colegio de la frontera sur in Chetumal, der dieses Verhalten gemeinsam mit Kollegen nun erstmals beobachtet hat.

Die Wissenschafter fanden bei ihren Beobachtungen heraus, dass Cupiennius knapp über dem Wasserspiegel ein Netz spinnt und sich meist ganz in der Nähe davon aufhält. Während sich Männchen und Spinnenweibchen ohne Kokon bei Gefahr hinter einem Pflanzenteil versteckten, reagierten Spinnenmütter mit ihrem meist am Rücken platzierten Gelege völlig anders, wie Versuche zeigten.

Kokon als Luftspeicher?

Zunächst zeigten die Spinnen Drohgebärden. Ließen sich die potenziellen Feinde davon jedoch nicht abschrecken, ergriffen die Spinnen den Kokon mit ihren Vorderbeinen und stürzten sich ins Wasser. Dort gingen sie bis zu 90 Minuten auf Tauchstation. Die Wissenschafter nehmen an, dass im Eierkokon Luft gespeichert ist, die es sowohl dem Gelege als auch den Spinnenweibchen selbst ermöglicht, so lange unter Wasser zu überleben. (tberg, 3.4.2018)