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Auf der Suche nach einem neuen Bankpartner für die Österreichische Post AG sondieren Post und Volksbanken eine Beteiligung. Im Sektor gibt es aber Widerstand.

Foto: AP/Punz

Wien – Die Bawag PSK hat sich von der Österreichischen Post AG getrennt und zieht aus den Postfilialen aus. Von den rund 320 beamteten Postlern, die als Finanzberater an den Bawag-Schaltern der Postämter gearbeitet haben, hat die Bank schon rund 140 zurückgeschickt. Für die pensionsfähigen unter ihnen wird an einem Sozialplan gebastelt, die jüngeren sollen umgeschult und in den Postbetrieb eingegliedert werden.

Parallel dazu sucht die teilstaatliche, börsennotierte Post (knapp 53 Prozent hält die Öbib) nun dringend nach einem neuen Bankpartner – und könnte diesmal in einer echten Ehe landen, und zwar mit den österreichischen Volksbanken, konkret der Volksbank (VB) Wien AG. Angepeilt wird, gut informierten Kreisen zufolge, eine Beteiligung der Post, von rund 35 Prozent ist die Rede.

Weit gediehene Überlegungen

Offiziell allerdings nicht, da sagen die Post-Verantwortlichen unter Generaldirektor Georg Pölzl seit Monaten, dass man "mit internationalen und nationalen Interessenten im Gespräch ist und die Entscheidung noch heuer treffen wird" (ein Unternehmenssprecher). Bei der VB Wien gibt man zu dem Thema überhaupt keinen Kommentar ab.

Tatsächlich sind die Überlegungen weit gediehen. Die Postler wollen sich bis Mai für ihren neuen "Bankpartner" entschieden haben. Die Chancen der Austrian Anadi Bank, die den Österreich-Teil der früheren Hypo Alpe Adria übernommen und Appetit auf Geschäft via Poststellen hat, dürften sich verschlechtert haben.

Konkreter ausgedrückt: Auch dem Finanzministerium und den Aufsehern soll die Volksbanken-Idee besser gefallen. Denn: Die Volksbanken mussten ja vom Staat gerettet werden, die Republik hält heute 23,9 Prozent an der VB Wien, die als Zentralorganisation des genossenschaftlich organisierten Sektors fungiert. Die restlichen Anteile gehören den "kleinen Volksbanken" in den Ländern. 300 Millionen Euro pumpte der Staat in den Sektor, offen sind noch 235 Mio. Euro.

Offene Schulden

Die muss die VB Wien in Tranchen zurückzahlen, und zwar 2019, 2021 und 2023. Die nächste Tranche dürfte leicht zu stemmen sein, danach könnte es laut Wohlinformierten schwierig werden. Mit der Post an Bord bzw. mit ihrem Kapital wäre die Schuldenrückzahlung geritzt – was dem Finanzminister sehr gefiele.

Im Gegenzug für die staatliche Unterstützung mussten sich die Volksbanken enger zusammentun: strenges Haftungskorsett, Fusion zu acht Landes-Volksbanken. All das ist schon erledigt, offen sind allerdings weitere Filialschließungen, Kosteneinsparungen und Mitarbeiterabbau.

Genau da könnten Post und Volksbank einander bei oder auf einer Art Postvolksbank treffen. Die Volksbanker könnten ihre Filialen in die Postämter verlagern und zumindest einen Teil der 1,6 Millionen Bawag-PSK-Kunden für sich erobern – und wieder wachsen. Im jetzigen Geschäftsmodell des Sektors sehen Experten überschaubare Zukunftsaussichten und Chancen.

Mitspracherechte

Die Post hätte bei einer Beteiligung ihren Bankpartner – und Mitspracherechte, die sie bei der Bawag nicht hatte. Die hat ihre Produktpalette nach Gutdünken gestaltet (und reduziert), künftig könnte die Post mitreden. Sie hat aber, so heißt es, zur Bedingung gemacht, dass alle Landes-Volksbanken für den Deal gewonnen werden – anderenfalls will sie sich partnermäßig umorientieren.

Es wäre aber nicht der Volksbankensektor, käme nicht Widerstand vom (westlichen) Land. Vor allem die Salzburger Volksbank stemmt sich gegen die Pläne, auch Tirol und Oberösterreich sind skeptisch und haben Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, um ihre Möglichkeiten auszuloten.

Erste Entscheidungen könnten am 24. April fallen, da hat die VB Wien ihre Hauptversammlung. (Renate Graber, 31.3.2018)