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Papst Franziskus leitete den Kreuzweg am Kollosseum.

Foto: Reuters/Rellandini

Rom/Vatikanstadt – Papst Franziskus hat am Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom geleitet. An der abendlichen Zeremonie mit dem Pontifex vor Roms Wahrzeichen beteiligten sich laut der vatikanischen Gendarmerie 20.000 Gläubige, Pilger und Touristen.

Der Papst betete vor dem antiken Amphitheater im Schein von unzähligen Kerzen und Fackeln. Er folgte der Zeremonie von einem Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus. Viele Gläubige hatten stundenlang auf den Beginn der Zeremonie vor dem Kolosseum gewartet. Die traditionelle Zeremonie in Gedenken an den Leidensweg Jesu Christi vor 2000 Jahren, ein Höhepunkt im Osterprogramm, lief auf der sogenannten Via Crucis vor dem römischen Wahrzeichen ab.

Papst Franziskus verfolgte die Meditationen an den 14 Stationen der "Via Crucis", die von römischen Schülern verfasst wurden. Die Jugendlichen wurden bei der Abfassung der Meditationstexte vom Religionslehrer Andrea Monda betreut, der Autor eines Programms über den Religionsunterricht im Fernsehkanal der italienischen Bischofskonferenz ist. Nach der Prozession unterhielt sich der Papst mit einigen der Schüler, die die Meditationen entworfen hatten.

"Schande"

Eine fünfköpfige syrische Familie trug das Kreuz bei der Zeremonie. Zudem wurde das Kreuz unter anderem einem behinderten Mädchen, einigen Franziskanern aus Jerusalem und Schwestern des Dominikanerordens aus dem Irak übergeben.

Nach der Prozession bat der Papst Gott um Verzeihung für die von Kriegen und Konflikten dominierte Welt, in der die jungen Generationen leben müssen. Der Papst sprach von "Schande" wegen der von Egoismus belasteten Welt, in der Jugendliche, Kinder, Kranke und ältere Menschen von der Gesellschaft ausgeschlossen seien. In dieser schwierigen Lage sei die Kirche weiterhin ein "Licht", die die Menschen ermutige und ihnen Hoffnung gebe, sagte Franziskus in seinem Gebet. Er warnte vor Versuchen, die Kirche in Verruf zu bringen.

Soldaten im Einsatz

Die Zeremonie ist Teil der Osterfeierlichkeiten in Rom und gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Hinblick auf den Kreuzweg in Rom ergriffen. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten die Veranstaltung. Tausende Soldaten wurden für die Sicherheit in Rom während der Osterfeiertage eingesetzt.

Vor Beginn des Kreuzwegs hatte der Papst mit einem Gottesdienst im Petersdom dem Leiden und Sterben Jesu gedacht. Nach Lesungen aus der Heiligen Schrift und den Großen Fürbitten stand die Verehrung des Kreuzes im Zentrum der Feier. Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten nahmen an der Zeremonie teil. Die Predigt hielt der Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa.

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Er gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. Den Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan bildet die Osternachtsmesse am Samstagabend. Weitere Höhepunkte der Kar-und Ostertage im Vatikan sind am Sonntagvormittag die Ostermesse des Papstes auf dem Petersplatz (10.30 Uhr) und um die Mittagszeit der feierliche Segen "Urbi et orbi". (APA, 30.3.2018)