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Ein Modell von Tiangong in China. Das Original ist auch bald wieder auf der Erde.

Foto: AP/Cheung

Radaraufnahmen des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik zeigen Tiangong 1 am 27. März 2018.

Fraunhofer FHR

Peking/Darmstadt – Teile des chinesisches Raumlabors Tiangong 1 werden in den frühen Morgenstunden des Ostermontags auf die Erde stürzen. Der Eintritt in die Erdatmosphäre sei zwischen 1 Uhr und 5 Uhr (MESZ) zu erwarten, der wahrscheinlichste Zeitpunkt sei 3.07 Uhr, teilte die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) am Sonntagabend in ihrer letzten Prognose mit.

Zuvor waren südkoreanische Stellen davon ausgegangen, dass die gut zehn Meter lange Station zwischen 22.12 Uhr und 06.12 Uhr in die Atmosphäre eintreten dürfte. Genaue Absturzorte waren auch wenige Stunden vor dem Ereignis nicht zu prognostizieren. Das Gebiet, auf dem Teile des Raumlabors landen könnten, ist riesig: Es umfasst einen erdumspannenden Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators.

Damit könnten Länder wie die USA, China und Australien sowie Staaten Afrikas, Südeuropas und Südamerikas betroffen sein. Ein Absturz über Österreich, Deutschland oder der Schweiz ist Experten zufolge auszuschließen.

European Space Agency, ESA

Verteilte Trümmer

"Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1.000 bis 1.200 Kilometern", erklärte ESA-Experte Holger Krag im Vorfeld. Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen von Tiangong 1 werden demnach voraussichtlich den Eintritt in die Atmosphäre überstehen.

Weil die mögliche Absturzregion viel Wasser und Wüsten umfasst, sei es fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt Teile von Tiangong 1 – übersetzt "Himmelspalast" – finden lassen, sagte Krag. "Die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum, von einem Trümmerteil verletzt zu werden, ist so hoch wie die Möglichkeit, zweimal in einem Jahr von einem Blitz getroffen zu werden."

"Prächtiger Sternschnuppenregen"

Die chinesische Agentur für bemannte Raumfahrt CMSEO, die 2016 aufkommende Gerüchte über einen Kontrollverlust lange unkommentiert ließ, gab sich demonstrativ positiv: Der "Himmelspalast" werde sich in einen "prächtigen Sternschnuppenregen verwandeln".

Krag beruhigte indes, was die Menge an zu erwartendem Schrott betrifft – 1,5 bis 3,5 Tonnen seien keineswegs ungewöhnlich: "70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in jedem Jahr unkontrolliert runter."

China hatte Tiangong 1 im September 2011 ins All geschossen. Seit 2016 besteht kein Kontakt mehr, darum erfolgt der Absturz des Labors anders als ursprünglich geplant unkontrolliert. (APA, red, 1.4.2018)