Zu Ostern schöpfen Christen in aller Welt neuen Antrieb aus der sicheren Wiederkehr des Ewiggleichen. Der nasskalte Winter wird in Analogie zum Leiden Jesu abgehakt, das Fest der Auferstehung kündet vom Erwachen des Frühlings.

50.000 Schnittblumen und Pflanzen aus Holland schmückten daher den Petersplatz, auf dem Papst Franziskus am Sonntag der traditionellen Aufführung eines Gesamtkunstwerks namens Ostermesse vorstand. Die Fernsehübertragung in Länder aller Himmelsrichtungen braucht etwa den Vergleich mit einem Neujahrskonzert nicht zu scheuen: Dramaturgie, Bild, Musik, Kulisse, Übersetzung, Fachkommentar – alles eins a.

"Guten Appetit"

Da wird zunächst eine schmucke Christus-Ikone enthüllt, von der man früher behauptete, sie sei nicht von Menschenhand gemalt. Die heutige stammt von einem georgischen Künstler. Jetzt setzen Fanfaren ein, die Orgel, schließlich der Chor. Rotgewandete Kardinäle stehen in Reih und Glied, vereinzelt Schweizergardisten in ihren bunt gestreiften Uniformen, im Publikum Menschen aus allen Erdteilen. Das Evangelium wird auf Latein und Griechisch gelesen, Fürbitten auf Russisch, Englisch, Chinesisch, Italienisch, Arabisch.

Franziskus, ein linker Sponti im konservativen Kirchenamt, predigt frei und unangekündigt von einem Gott, der die Überraschungen liebt. Dann schüttelt er zig Hände, scherzt, im Papamobil fliegen dem Fußballfreund sogar Fanschals zu. Schließlich erteilt er den Segen, der auch über Radio und TV Gültigkeit hat. Er bittet um Frieden in den Krisengebieten, rügt die Mächtigen und jene, die Hass schüren. Zum Abschied wünscht er "Guten Appetit!".

Ohne Zweifel: der richtige Papst zur rechten Zeit. (Stefan Weiss, 2.4.2018)

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"Guten Appetit": Papst Franziskus beim Ostersegen.
Foto: AP Photo/Gregorio Borgia