Nicht nur für das Hairstyling, sondern allgemein geben Halter mehr für ihre Haustiere aus als früher. Etwa für mehrere Hundeleinen oder Kühlmatten gegen die Sommerhitze.

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Wien – Zwei Jahre nach der Umsetzung liegt dem heimischen Zoofachhandel die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Tiernahrung von zehn auf 13 Prozent noch immer schwer im Magen. Und zwar hauptsächlich wegen des gestiegenen Unterschieds zu Deutschland, wo für Futtermittel bloß sieben Prozent berappt werden müssen. "Das ist schon ein Problem im grenznahen Handel", erklärt Kurt Essmann, Vorsitzender des Zoofachhandels der Wirtschaftskammer (WKÖ) Wien. Zudem würden manche deutsche Versandhändler auch grenzüberschreitend zum deutschen Steuersatz liefern, fügt Essmann hinzu.

Ansonsten sieht er den Bereich auf einem leichten Wachstumspfad: "Der Zoofachhandel entwickelt sich positiv", sagt Essmann, vor allem da sich "die ethische Tierhaltung in den letzten Jahren verbessert hat." Die Folge: Konsumenten würden wesentlich mehr Geld pro Haustier lockermachen als früher, erklärt Essmann. Statt wie einst zum Beispiel Hunde vornehmlich mit Küchenabfällen und Essensresten zu ernähren, werden die Vierbeiner nun zu 90 Prozent mit Fertigfutter ernährt, oftmals auch mit Qualitätsprodukten. Dies hilft dem Fachhandel Essmann zufolge, den stagnierenden bis leicht sinkenden Haustierbestand in Österreich nicht nur zu kompensieren, sondern tendenziell sogar zuzulegen.

Zunehmender Katzenbestand

Von leichten Zuwächsen beim Katzenbestand berichtet Hermann Aigner, Geschäftsführer von Fressnapf in Österreich: "Katzen sind die dominierenden Haustiere – sie sind auch leichter zu halten als Hunde." Beim besten Freund des Menschen würde die Population stagnieren, wobei der Trend zu kleineren Hunden gehe, während sich Nagetiere tendenziell abnehmender Beliebtheit erfreuen würden. Unterm Strich verzeichnet auch Fressnapf steigende Ausgaben pro Haustier, welche das Wachstum speisen.

Neben verbesserter Futterqualität werde mehr Zubehör gekauft, etwa mehrere, zum jeweiligen Outfit der Besitzer passende Hundeleinen oder im Sommer Kühlmatten als Liegemöglichkeit für Vierbeiner. "Davon leben wir schon stark", sagt Aigner. Konkret bedeutet das für die Handelskette ein dreiprozentiges Umsatzplus auf 158 Millionen Euro. Inklusive der Tochter Megazoo erlöste Fressnapf in Österreich mit rund 1000 Mitarbeitern mehr als 180 Millionen Euro. Auf die Frage nach der Profitabilität entgegnet Aigner ausweichend: "Wir sind ein sehr gesundes Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital."

Zusätzliches Wachstum soll ab Mai ein neuer Onlineshop bringen mit insgesamt 15.000 Artikeln, das sind rund doppelt so viele wie in einer Fressnapf-Filiale. "Um das Thema Online kommt man nicht mehr herum", sagt Aigner. Von bisher gemischten Erfahrungen der Branche mit Onlineshops spricht WKÖ-Vorsitzender Essmann: "Manche Händler sind zufrieden, bei anderen geht fast nichts." Es sei angesichts kleiner Gewinnspannen auch eine Kostenfrage, etwa das Porto bei Futtermitteln: "30 Kilo kommen da schnell zusammen", gibt Essmann zu bedenken.

Franchise statt Übernahme

Wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken der Kartellhüter musste Fressnapf im Herbst übrigens die geplante Übernahme des Mitbewerbers Tommy's Zoo abblasen und hat stattdessen eine Franchiselösung auf Schiene gebracht. Sprich: Die bisherigen Eigentümer betreiben ihre Läden nun unter der Marke Fressnapf auf eigene Rechnung weiter. "Die haben einen klassischen Fahnenwechsel vollzogen", erklärt Aigner. Zukäufe seien nicht in Planung, der Fokus liege auf Qualität. Pro Jahr will er zwei bis drei neue Standorte eröffnen, wobei besonders der niederösterreichische Speckgürtel "immer ein Thema" sei.

Zusätzliche Mitbewerber wie die im Vorjahr gestartete Kette Tierkönig sieht Aigner ebenso gelassen wie Essmann, der von gutgehenden Einzelgeschäften in der Nähe von Fressnapf-Filialen berichtet. "Es können beide überleben", sagt der WKÖ-Experte und fügt hinsichtlich des Preisniveaus hinzu: "Fressnapf ist ja auch kein Diskonter." (Alexander Hahn, 3.4.2018)