Pristina/Ankara – Die Auslieferung von sechs Mitgliedern der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen an die Türkei vergangene Woche schlägt weiterhin hohe Wellen in Pristina. Kosovos Chefankläger Aleksander Lumezi kündigte nun Ermittlungen in dem Fall an.

Er wolle kompromisslos gegen alle vorgehen, die am "Kidnapping" und der Festnahme von sechs türkischen Bürgern beteiligt gewesen seien, sagte Lumezi laut dem Internetportal der Tageszeitung "Gazeta Express".

Geheime Polizeiaktion

Kosovos Premier Ramush Haradinaj hatte nach der geheimen Polizeiaktion, die in enger Kooperation mit dem türkischen Geheimdienst durchgeführt worden war, Innenminister Flamur Sefaj und den Geheimdienstchef Driton Gashi abgesetzt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf daraufhin Haradinaj vor, "Terroristen" zu schützen. Er werde Erdogan keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Kosovo erlauben, erwiderte Haradinaj.

Die Entscheidung Haradinajs führte auch zu Problemen mit dem kleineren Regierungspartner, der Allianz für einen neuen Kosovo (AKR) des Außenministers Belöhgjet Pacolli. Der abgesetzte Innenminister Sefaj gehört dieser an.

Kosovarische Medien spekulierten in den letzten Tagen, dass die Polizeiaktion, über die der Premier nicht im Voraus informiert worden war, möglicherweise mit Zustimmung des Präsidenten Hashim Thaci erfolgt sein könnte. (APA, 3.4.2018)