Die eine trägt den Pyjama unterm Pelz, der andere nur Schwarz-Grau, eine Dritte besitzt Tonnen von High Heels, und der Vierte kann auf Anzüge verzichten.

Florentina Holzinger: "Wie eine Zombie-Diva aussehen"

Meist laufe ich sportlich in Trainingsklamotten herum, weil ich den ganzen Tag am Proben bin. Ich würde meinen Style als urban bezeichnen. Das heißt nicht, dass ich nicht Tonnen an High Heels zu Hause habe. Die kommen aber erst in Fotoshootings wie diesem zum Einsatz. Das schwarze Kleid, das ich heute trage, habe ich bisher nur einmal angehabt – für eine Whitney-Houston-Interpretation im Porgy & Bess: Ich wollte unbedingt wie eine Zombie-Diva aussehen.

Das Kleid habe ich in New York in einem Geschäft gekauft, die Boxhandschuhe sind meine Trainingsutensilien. Mich interessiert Mode sehr, ich würde sogar behaupten, dass ich shoppingsüchtig bin. Wenn ich Stress habe, laufe ich in irgendwelche Geschäfte hinein und kaufe mir Kleidung, das ist meine Art der Meditation. Gleichzeitig hasse ich die Mode und die Modewelt. Auf der Bühne will ich zum Beispiel keine 'Fashion' sehen, sondern eher das Gegenteil davon. In der Kunst wie in der Mode interessiert mich eher das, was gemeinhin abgewertet wird. Ich mag die Mischung aus high and low, verwende gern Trashiges neben einem teuren Markenartikel. Bei dem sollte man unbedingt riechen, dass er viel Geld gekostet hat.

Die Form ist mir in meiner Arbeit extrem wichtig, mich hat schon immer Oskar Schlemmer inspiriert. Das Kostüm sollte fashion-forward und wie das Geschehen auf der Bühne immer für eine Überraschung gut sein. Das Gewand ist schließlich so etwas wie die Prothese des Performers. Und der nackte Körper? Er bietet sich an, weil er das billigste Kostüm ist, aber auch, weil mir Transparenz wichtig ist.

Auf der Bühne gibt es keine Grenzen, dort können Sachen abgehen, die auf der Straße ein Tabu wären. Gleichzeitig kann Mode auf der Bühne fantastischer sein als im Alltag. Die Funktion eines Kostüms ist auch zu signalisieren: Ich bin jetzt nicht ich selbst, deine Nachbarin oder deine Babysitterin. Ich bin die Person, die sich außerhalb der Norm bewegen kann. (feld)

Florentina Holzinger (Jg. 1986) ist Choreografin und Extremperformerin. In ihrer aktuellen Arbeit "Apollon" interpretiert sie George Balanchines gleichnamiges Ballettstück.

Foto: Christian Benesch

Lisa Eckhart: "Mein modischer Erzfeind sind Jeans"

Ich würde meinen Kleidungsstil als anachronistisch beschreiben. Das beginnt im Barock und geht bis in die 1980er-Jahre. Wenn ich auf der Suche nach einem alten Kleidungsstück bin, wende ich viel Energie dafür auf, es zu bekommen. Impulskäufe gibt es bei mir nicht. Das Kleid, das ich auf dem Foto trage, ist aus den 1990er-Jahren. Meine Schneiderin hat es von Größe 42 auf meine Größe geändert.

Mir geht es immer darum, dass Kleidungsstücke eine gewisse Exzentrik ausstrahlen. Das muss auf den ersten Blick für andere nicht ästhetisch wirken. Mir macht es Spaß, mit der ungenierten Legerheit zu spielen. Es kann durchaus vorkommen, dass ich einen Pyjama zu einem Pelzmantel trage. Das irritiert natürlich manche Menschen.

Mein modischer Erzfeind sind Jeans – dieser Bastard aus Eleganz und Gemütlichkeit. Mich wundert es immer wieder, wie sie so populär werden konnten. Ich möchte mich niemals in einem modischen Graubereich aufhalten, nur um mit meiner Umwelt verträglich zu wirken.

Meine große Leidenschaft sind Versace-Kleider aus den 1980er-Jahren. Damals hat man sich nicht die Frage gestellt, ob ein Kleid alltagstauglich ist. Gianni Versace hat Kleider entworfen für Frauen, die 24 Stunden auf Cocktailpartys verbringen. Das ist natürlich völlig illusorisch, diese Kompromisslosigkeit finde ich aber spannend.

Ich wünsche mir, dass Menschen wieder mehr Mühe in ihre Kleidung investieren und Mut zu Flamboyanz und Exzentrik beweisen. Zum Glück gehe ich nicht in die Oper. Es würde mich zu sehr betrüben, wenn ich Leute sähe, die mit der gleichen Kleidung in die Oper gehen, mit der sie auch ins Kino gehen. (stra)

Lisa Eckhart (Jg. 1992) ist eine österreichische Kabarettistin und Poetry-Slammerin. Aktuell ist sie mit ihrem zweiten Soloprogramm "Die Vorteile des Lasters" unterwegs.

Foto: Christian Benesch

Markus Freistätter: "Will morgens nicht lang überlegen"

In meinem aktuellen Film "Erik & Erika" habe ich zum ersten Mal Frauenkleider getragen. Das war ein so fremdes wie neues Gefühl. Einfach total ungewohnt! Auf einmal hatte ich Stöckelschuhe und einen Rock an. Ich kaufe den Kostümbildnern nach einer Produktion, in der ich gespielt habe, ein Stück ab. Das gilt für jede Rolle, egal ob in Soko Kitzbühel oder den Copstories. Das kann eine Socke sein oder ein Gürtel. Im Fall von "Erik & Erika" hat mir die Kostümbildnerin eine Weste aus dem Film geschenkt. Ich trage sie zwar nicht, aber sie ist ein schönes Erinnerungsstück.

Privat fühle ich mich im schwarzen Pullover und in einer schwarzen Hose besonders wohl. Grau trage ich auch ganz gern. Meine Kleidung sollte schlicht sein. Deshalb kaufe ich gern bei Cos. Deren Teile sind in der Mehrzahl reduziert und verfügen doch über einen kleinen Twist, ein Stück weit weg vom ganz Normalen.

Trotzdem würde man sich wundern, wenn man einen Blick in meinen Kleiderkasten werfen würde. Dort gibt's nämlich auch einen Haufen bunte Sachen. Es ist nur so, dass ich die so gut wie nie anziehe. Man trägt doch eh meistens die fünf bis zehn gleichen Stücke. Ich will morgens nicht lange herumüberlegen, was ich anziehen soll. Bequem sollte es halt sein. Was nicht bedeutet, dass ich in einer Jogginghose herumlaufe. Außer manchmal am Samstag, wenn ich in den Supermarkt gehe.

Ich gehe nicht oft shoppen, aber wenn, dann gerne. Das geht übrigens nur allein, bloß keine Assistenz bitte. Meistens weiß ich schon vor dem Einkaufen, was ich will. Es kommt vor, dass mich Trends ansprechen und ich mir etwas kaufe, was ich irgendwo sehe. Aber ich gehöre definitiv nicht zu denen, die jetzt diese Schuhe oder jenes Teil brauchen, nur weil es gerade Trend ist und jede und jeder es trägt.

Ich würde definitiv nie etwas mit Camouflage tragen. Meine Meinung dazu ist einfach, dass dieses Muster zu sehr für etwas steht, was ich nicht vertreten kann, sodass ich es deshalb nicht privat anziehen möchte. (maik)

Markus Freistätter (Jg. 1990) ist derzeit im Film "Erik & Erika" über das Leben Erik Schineggers sowie im Streifen "Die letzte Party deines Lebens" zu sehen.

Foto: Christian Benesch

Percy Thonet: "Kunstfaser ist nicht meins"

Meistens trage ich Turnschuhe. Das ist reine Bequemlichkeit, weil ich im Vertrieb tätig und deshalb viel zu Fuß unterwegs bin. Wenn ich quer durch Wien renne, kommen schon einige Kilometer zusammen. Ich benutzte, so gut es geht, die Öffis, vorausgesetzt natürlich, ich muss keine Stühle mitschleppen.

Man sieht mich fast immer in Hemd, Hose und Pullover. Einen Anzug muss ich in meinem Beruf zum Glück nie tragen. Ich arbeite sehr eng mit Kunden zusammen, die aus dem Kreativbereich kommen, Architekten oder Interior-Designer etwa. Das Formelle eines Anzugs erschiene mir da sogar kontraproduktiv. Legeres Auftreten steht auch für das, was ich im Job predige: Stühle von Thonet haben zwar eine lange Tradition, entwickeln sich aber weiter und sind gewissermaßen leichtfüßiger geworden. Das bedeutet nicht, dass ich mich in einem edlen Anzug verkleidet fühle. Aber es sollte einen Anlass geben, zu dem dieser Aufzug passt: irgendetwas Familiäres wie eine Taufe oder eine Hochzeit. Müsste ich täglich Anzug tragen, würde mich das schon nerven.

Kleidung kaufe ich hauptsächlich online, da es bei den Marken, die mir gefallen, in Wien keine große Auswahl gibt. In Onlineshops dagegen entdecke ich regelmäßig etwas Neues – zum Beispiel bei L'Exception oder Mr. Porter. Mir geht es vor allem darum, gewisse Materialien zu vermeiden – Kunstfaser ist echt nicht meins.

Einfach so durch die Läden zu ziehen, ohne zu wissen, was ich will, ist auch nicht mein Ding. Es gibt wohl ein paar Geschäfte wie Schwittenberg in München, wo ich aus Gewohnheit vorbeischaue, aber ich hasse es, meine Zeit mit Einkaufen zu verbringen. Ich kenne meine Größe und weiß ganz genau, welche Kleidungsstücke ich brauche. Rund alle zwei Monate werfe ich einen Blick in den Kleiderkasten, bei dem ich den Bedarf kläre.

Eigentlich sollte ich mir von dem Pullover, den ich am häufigsten trage, weil ich ihn so gern mag, immer gleich mehrere Exemplare kaufen – mache ich aber nicht. Ich bestelle einen nach dem anderen, was nicht besonders effizient ist. (saum, RONDO Exklusiv, 6.4.2018))

Percy Thonet (Jg. 1978) ist der Urururenkel von Michael Thonet, der mit seinen Kaffeehaussesseln aus Bugholz bekannt wurde. Er arbeitet für Thonet Vienna und lebt in Wien.

Das neue RONDO exklusiv erscheint am 7. April.

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