Hier zu sehen: Kronprinz Mohammed bin Salman vergangene Woche bei der UNO.

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Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, wird nun auch als Überflieger gefeiert, was die arabische Position gegenüber Israel anbelangt: In einem Interview mit The Atlantic spricht MbS, wie er meist genannt wird, vom Recht der Israelis auf ihren eigenen Staat – ein Recht, das sagt er dazu, das auch die Palästinenser hätten, weshalb es ein Friedensabkommen brauche.

Das sagen seit der Initiative der Arabischen Liga im Jahr 2002 – auf den Weg gebracht vom Onkel MbS’, Abdullah, damals Kronprinz, später König – im Grunde zwar alle arabischen Staatskanzleien; und immerhin gibt es auch zwei arabische Staaten, Ägypten und Jordanien, die Friedensabkommen mit Israel haben. Aber der Unterschied ist natürlich, dass MbS nicht wie alle anderen arabischen Politiker auf den Grenzen von 1967 für einen Palästinenserstaat herumreitet. Und er spricht vom "Recht" Israels. Das ist in der Tat mehr, als sich nur mit dessen Existenz abzufinden.

Ob allerdings die Worte eines jungen, nicht sehr weltläufigen Mannes auf die Goldwaage gelegt werden sollten, der im selben Interview sagt, dass Irans geistlicher Führer Ali Khamenei "Hitler gut ausschauen lässt"? Dazu fällt einem Kreiskys Forderung "Lernen Sie Geschichte" ein. Der saudische Kronprinz sagt etwas, von dem er meint, dass es in den USA und in Israel gerne gehört wird – und nährt gleichzeitig die Befürchtung, dass es dem mächtigsten Mann Saudi-Arabiens an politischer Ernsthaftigkeit und diplomatischem Können fehlt. In Saudi-Arabien fällt das, was "Recht" ist, ohnehin in seine Interpretationshoheit, wie seine – sehr populäre – Antikorruptionskampagne gezeigt hat, die mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun hatte.

Die Annäherung Saudi-Arabiens an Israel pfeifen indes die Spatzen von den Dächern. Mit der Übergabe der Inseln Tiran und Sanafir von Ägypten wird das Königreich sozusagen direkter Nachbar Israels. Es gibt eine lange Tradition der Sicherheitszusammenarbeit Israels mit Ägypten und Jordanien, da stößt Saudi-Arabien dazu. Aber das große Verbindende ist die Feindschaft zum Iran. Auch hier lassen sich aus dem MbS-Interview die Unterschiede herauslesen: Er glaubt an das große Schiitisierungsprojekt der Mullahs. Für Israel genügt ein Iran, der hegemoniale Ambitionen hat, völlig aus, um sich Sorgen zu machen – und erst einmal höflich zu übersehen, dass der internationale Jihad, der sich etwa in Europa gegen Juden richtet, historisch mehr mit Saudi-Arabien zu tun hat als mit dem Iran. (Gudrun Harrer, 3.4.2018)