Wer einsam ist, dem geht es körperlich und psychisch weniger gut als Menschen, die sich sozial eingebettet fühlen, lautet das Resümee einer finnischen Studie.

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Einsame Menschen erleiden häufiger Herzinfarkte und Schlaganfälle als Personen, die sich sozial eingebettet fühlen. Diesen Schluss legen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen nahe. Eine aktuell im Online-Journal "Heart" publizierte Studie der Universität Helsinki untermauert die Hypothese erneut. Neu ist, dass auch die möglichen Gründe dafür genannt werden. Sie liegen großteils nicht in der Einsamkeit an sich, sondern in den ungesunden Lebensumständen einsamer Menschen. Was die Wissenschafter noch betonen: Soziale Isolation kann darüber hinaus auch als eigenständiger Risikofaktor betrachtet werden.

Für die größte Untersuchung dieser Art wurde die britische Biobank-Studie aus den Jahren 2007 und 2010 herangezogen. Dabei wurden Daten von 480.000 Personen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren ausgewertet. Die Probanden gaben Auskunft über ihre ethnische Zugehörigkeit, die formale Bildung, das Haushaltseinkommen, den Lebensstil und ihre psychische Verfassung.

Auch der Grad an sozialer Isolation und Einsamkeit wurde über Fragen ermittelt. Darüber hinaus wurden Körpermaße wie Größe und Gewicht erhoben und Blutproben entnommen. Der Gesundheitszustand der Teilnehmer wurde im Schnitt über eine Zeitspanne von sieben Jahren beobachtet.

Herzinfarktrisiko um 42 Prozent erhöht

Als sozial isoliert wurden Personen eingestuft, auf die mindestens zwei der folgenden Umstände zutrafen: alleinlebend, Treffen mit Freunden oder Familie seltener als einmal pro Monat, keine Teilnahme an Aktivitäten mit anderen Menschen. Das Ergebnis der breit angelegten Beobachtungsstudie: Sozial isolierte Menschen erleiden um 42 Prozent häufiger einen Herzinfarkt und um 39 häufiger einen Schlaganfall als sozial aktive Menschen. Rund sechs Prozent der Befragten betrachteten sich selbst als einsam. Diese hatten ein 49 Prozent höheres Herzinfarktrisiko als die Vergleichsgruppe.

Den Wissenschaftern zufolge ist der größte Teil des erhöhten Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei einsamen Menschen, nämlich 83 Prozent, nicht auf Einsamkeit beziehungsweise Isoliertheit per se zurückzuführen. Vielmehr sind es damit in Verbindung gebrachte Faktoren. Demnach leben einsame Menschen generell ungesünder und haben daher ein höheres kardiovaskuläres Risiko.

Zu den bekannten Risikofaktoren gehören Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel. Die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen ist der Studie zufolge ebenfalls erhöht.

Einsamkeit als unabhängiger Risikofaktor

Studienautor Christian Hakulinen ist trotzdem davon überzeugt, dass Einsamkeit auch unabhängig von den Lebensstilfaktoren als Risikofaktor gelten muss. Denn Personen, die bereits zu Beginn der Studie an kardiovaskulären Erkrankungen litten, hatten trotz Berücksichtigung der genannten Risikofaktoren ein um rund 25 Prozent erhöhtes Mortalitätsrisiko.

Den Wissenschaftern zufolge gilt es nun, den Risikofaktor "soziale Isolation" und seine Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch intensiver zu beleuchten. Die Politik hat auf das Problem bereits reagiert. Seit Anfang des Jahres gibt es in Großbritannien ein Ministerium für Einsamkeit, denn mehr als neun Millionen Briten fühlen sich laut Rotem Kreuz immer oder häufig einsam. Mit dem neuen Ministerium soll vor allem Senioren und Menschen geholfen werden, die um einen ihnen nahestehenden Menschen trauern. (maka, 5.4.2018)