Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman deutet eine Annäherung zu Israel an. Vor seiner mehrwöchigen Reise in die USA hatte er Anfang März auch London besucht.

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Washington/Wien – Wer in den kommenden Tagen einen Aufenthalt im Four Seasons Hotel bei East Palo Alto geplant hat, muss sich eine andere Bleibe suchen. Wie Medien in der San Francisco Bay Area berichten, hat Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) das gesamte Hotel kurzfristig für die nächsten Tage gebucht. Die Visite ist Teil einer Charmeoffensive, mit der der starke Mann Saudi-Arabiens zwar nicht jene Gäste des Hotels zu umgarnen versucht, die nun umbuchen müssen, wohl aber die Chefs der größten Firmen im nahen Silicon Valley. Die Gegend um San Francisco soll nach Boston, New York, Houston, Seattle und Los Angeles der letzte Stopp auf der dreiwöchigen USA-Reise des 32-jährigen Kronprinzen sein.

Teil der Kampagne, die Mitte März mit einem Treffen im Weißen Haus begann, ist auch ein Interview, das MbS der Zeitschrift "Atlantic" gegeben hat und das nun für Aufsehen sorgt. Der Kronprinz sagt darin eine Reihe von Dingen, die so bisher selten aus Saudi-Arabien zu hören waren. Unter anderem spricht er von einem "Recht der Israelis" auf "ihr eigenes Land", das diese ebenso hätten wie die Palästinenser.

Khamenei und Hitler

Einen religiös begründeten Widerspruch zur Existenz Israels sehe er nicht, solange auch die Palästinenser Rechte und Zugang zu den heiligen Stätten in Jerusalem hätten. Gäbe es Frieden, "dann gibt es eine Menge Interessen, die Israel mit uns und den Ländern des Golfkooperationsrates teilt".

Eine solche Überschneidung sieht der Kronprinz offenkundig bei der gemeinsamen Ablehnung der iranischen Regierung, die er im Interview betont. Neben dem religiösen Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, schaue sogar Hitler gut aus, sagt er im "Atlantic": "Hitler hat versucht, Europa einzunehmen. Das ist schlecht", so MbS, der in seiner Kritik an den Nazis nicht auf den Holocaust zu sprechen kommt. "Aber der religiöse Führer (des Iran, Anm.) versucht, die ganze Welt einzunehmen." Beide seien "böse Typen". Den Iran müsse man nun durch politische, wirtschaftliche und geheimdienstliche Schritte stoppen – die Alternative sei Krieg.

Über den Konflikt im Jemen wollte MbS, vor seinem Aufstieg zum Kronprinzen im vergangenen Juni Verteidigungsminister, nur wenig sagen. Das Land hätte sich schon vor der saudischen Intervention 2015 im Chaos befunden, beim Eingreifen gegen die Huthis sei es für sein Land "um Sicherheit und um unser Leben" gegangen. "Manchmal gibt es im Nahen Osten nur schlechte und schlechtere Handlungsoptionen."

Limits bei Reformen

Der Krieg, über den MbS im Interview "nicht dauernd streiten" wollte, gilt als einer seiner ersten Misserfolge. Die Kritik von Hilfsgruppen und Menschenrechtlern an der katastrophalen Lage im Bürgerkriegsland droht aus der Sicht Riads auch die Versuche zu überschatten, seine gesellschaftlichen Reformvorhaben in den Vordergrund zu stellen.

Unter diese fällt etwa die Entscheidung des Prinzen, Frauen in seinem Land künftig das Autofahren zu erlauben. Jüngst hatte er sich dann auch gegen eine Pflicht zur Verhüllung von Kopf und Gesicht von Frauen ausgesprochen – "dezente und respektvolle Kleidung" würde reichen.

Auf weitere Reformen wollte er sich im Atlantic allerdings nicht festlegen, man dürfe das Land nicht überfordern. So gebe es zwar in Saudi-Arabien Familien, die die männliche Vormundschaft für Frauen abschaffen wollen, aber auch solche, die "Autorität über ihre Mitglieder haben wollen". Rede er einem Ende der entsprechenden Gesetze das Wort, dann mache er "jenen Probleme, die ihren Töchtern keine Freiheit geben wollen" – und das wünsche er nicht zu tun. Auch die absoluten Monarchie verteidigte der Monarch. (mesc, 4.4.2018)