Diese Woche versucht sich Doris Knecht im Supercycling (www.supercycle.at). Das hat wenig mit Radfahren zu tun, wie sie bald herausfand, weil man dabei stehend schwitzt.

Foto: Irina Gavrich

Den Fashionblogs entnehme ich, dass das große, heiße Modeding dieses Frühlings die Radlerhose wird. Das macht mir Angst. Kim Kardashian trägt sie schon auf Instagram, es überzeugt mich wenig. Außer an Radlerinnen und Radlern auf dem Rad sind sie sinnlos und ungemein minderkleidsam, selbst an den sportlichsten Schenkeln. Meine Meinung.

Apropos radeln. Letzte Woche war ich also mit Mimi Hie beim Supercycling. Supercyling heißt es, nicht Soulcycling, das war eine Wunschvorstellung, obwohl es auch eine Supercycling-Gruppe zu Soulsound gibt. Discotanzen auf dem Hometrainer, nur anstrengender. Und diesfalls um 7.15 Uhr früh.

Diesen Termin schlug die reizende Frau Hie vor, als ich sagte, he, wir wollten doch mal! Wir trafen uns in einem kleinen Studio im vierten Bezirk, einem von zweien in Wien. Ich kam mit dem Fahrrad und spähte vor dem Studio vergebens nach einem Fahrradständer. Das Studio sieht in der Tat aus wie eine Disco, schwarz ausgemalt, dunkel, mit Discokugel und schummriger Beleuchtung, lauter 80er-Jahre-Sound dröhnte aus den Boxen. Es gab nur keine Tanzfläche, die war mit Hometrainern vollgestellt.

Fehleinschätzung

Hometrainer benutze ich ja nicht, weil ich eh meistens mit dem Rad fahre, ich war deshalb auch noch nie beim Spinning. So erliegt man leicht dem Irrtum, es handle sich um eine Art betreutes Hometrainer-Training mit Musik.

Das ist eine erhebliche Fehleinschätzung und eine brennende Neuigkeit für die Oberschenkelmuskulatur, weil man auf diesen Rädern die meiste Zeit gar nicht sitzt, sondern, nachdem ein freundlicher Instructor beim korrekten Einstellen geholfen hat, mit angeschnallten Füßen im Stehen tritt: langsam und schnell, Sprints und Bergwertungen, mithilfe eines roten Knopfs unter dem Lenker, mit dem man den Widerstand einstellen kann.

Wobei: Lenker kann man auch nicht sagen, das ist ein großer Haltegriff, an dem man sich auf unterschiedliche Weise festhält, unter anderem um während des Tretens Push-ups und "Sexy Corners" zu machen.

Hanteln werden auch eingesetzt. Der Instructor gibt zum Sound von Rick Astley, AC/DC, Wham und Weather Girls Tempo und Intensität vor: One more time, go, go, go! Macht Spaß, hat aber mit normalem Radfahren wenig zu tun: Es ist ein Intervall- und Cardio-Training, das den ganzen Körper einbezieht, und es brachte mich so aus der Puste, dass ich mir erstens nicht alle der 80er-Songs merken konnte, zu denen wir cycle-tanzten.

Zweitens war ich ganz froh, dass es so dunkel war, weil es dann nicht so auffiel, wenn ich zwischendurch mal kurz im Sattel meine Schenkel schonte. Thunderstruck, sozusagen, während alle anderen, inklusive Frau Hie, tapfer durchdrückten. Zum Schluss stretchten wir zu "Time of my Life". Es trug niemand eine Radlerhose. (Doris Knecht, RONDO, 12.4.2018)