Skandinavische Länder gelten als Vorreiter bei grüner Energie.

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Manche nennen es Strategie, andere Vorhaben, die Franzosen haben einen "plan climat": Die Herangehensweise in Europa beim Zurückdrängen klimaschädlicher CO2-Emissionen ist ähnlich und unterscheidet sich doch grundlegend in Art und Geschwindigkeit. Überall soll es der Kohle an den Kragen gehen, (fast) überall ist der Ausbau erneuerbarer Energien geplant.

Ein Aus für die Kohle, die im Verbrennungsvorgang am meisten Kohlendioxid ausstößt, hat zum Beispiel Italien fixiert. In der im vergangenen Herbst präsentierten Nationalen Energiestrategie wurde der Ausstieg für die Kohleverstromung bis zum Jahr 2025 in Aussicht gestellt. Auf der Apenninenhalbinsel gibt es derzeit noch neun Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 8000 Megawatt (MW).

"Der Ausstieg aus der Kohle ist zwar gut, dafür setzt Italien in der Stromerzeugung aber weiter stark auf Gas", sagte eine Sprecherin von Greenpeace in Brüssel dem STANDARD. "Das Bild, das sich in Europa bietet, ist ein buntes."

Durch Geografie begünstigt

Dabei sticht insbesondere Skandinavien positiv hervor. Die Länder haben rechtzeitig auf den Ausbau von Wind (Dänemark), Wasserkraft (Norwegen) und anderen erneuerbaren Energien gesetzt – begünstigt auch durch die Geografie. Norwegen etwa ist schon knapp dran, dank seines enormen Wasserkraftpotenzials fast 100 Prozent der benötigten elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Norwegen, reich an Öl und Gas, hat auch frühzeitig auf E-Mobilität gesetzt und gehört weltweit zu den führenden Ländern, was Zulassungszahlen von Elektroautos betrifft.

Noch früher als Norwegen hat Dänemark per Gesetz den Einbau von Ölheizungen in Neubauten verboten – etwas, was in Österreich erst 2020 schlagend werden soll. Europaweit sticht auch Frankreich hervor, was gesetzliche Bestimmungen zur Vermeidung von CO2-Emissionen betrifft. Dies wird allerdings getrübt durch ein längeres Festhalten an der Nuklearenergie als ursprünglich vorgesehen.

Deutschland hat viel von seiner einstigen Führungsrolle eingebüßt, die sich aus der Energiewende und dem in vielen Ländern zum Vorbild erhobenen Erneuerbare-Energien-Gesetz ergeben hat. Wegen des monatelangen Gezerres um die Bildung einer neuen Regierung ist in Berlin vieles liegengeblieben. Beschlüsse werden nun erst nach der im Herbst anstehenden Wahl in Bayern erwartet. (stro, 4.4.2018)