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Einsatzkräfte bei der Youtube-Zentrale in San Bruno.

Foto: GRAEME MACDONALD/via REUTERS

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Die Polizei geht der Möglichkeit nach, dass es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben könnte.

Foto: AP Photo/Jeff Chiu

San Bruno – In der Youtube-Zentrale nahe San Francisco in Kalifornien sind am Dienstag mindestens drei Menschen durch Schüsse verletzt worden. Die mutmaßliche Schützin wurde tot aufgefunden, der Polizei zufolge hat sie sich selbst erschossen. Laut dem Polizeichef der Stadt San Bruno, Ed Barbarini, handelt es sich um die 39-jährige Nasim Nafaji Aghdam.

Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Der Vater der Schützin erzählte einer lokalen Zeitung allerdings, dass sie wütend gewesen sei, weil Youtube die Werbung für ihren Videokanal auf der Plattform abgestellt hatte. Der Vater gab außerdem an, er habe Youtube vor seiner Tochter gewarnt, weil sie die Plattform "hasse". Freilich spielen bei so einer Tat aber verschiedenste Umstände eine Rolle, nicht nur die bloße Wut auf neue Richtlinien von Youtube. Mehr zu der mutmaßlichen Täterin lesen Sie hier.

Verwirrung gab es zwischenzeitlich über die Zahl der Verletzten. Wie die Polizei später klarstellte, wurden drei Menschen durch Schüsse verletzt: Ein Mann befand sich als Folge der Schüsse noch in kritischem Zustand, zwei Frauen wurden schwer verletzt. Eine vierte Person verstauchte oder brach sich bei der Flucht einen Knöchel. Alle vier wurden laut Polizei in Krankenhäuser gebracht.

Täterin kannte die Opfer nicht

Die Leiche der mutmaßlichen Täterin wurde laut Barberini im Inneren eines der Youtube-Gebäude gefunden. Auch der genauere Ablauf des Vorfalls war noch unklar. Während zunächst davon ausgegangen wurde, dass die mutmaßliche Täterin ihre Opfer gekannt hatte, dementierte die Polizei das später. "Derzeit gibt es keine Hinweise, dass die Schützin die Opfer ihrer Attacke kannte oder dass die Betroffenen gezielt angegriffen wurden", betonten die Ermittler.

Die Polizei war nach eingegangenen Notrufen mit massiven Einsatzkräften auf das Gelände des Google-Tochterunternehmens vorgerückt. Beschäftigte flüchteten laut Barberini zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Gebäude.

Tweets von Mitarbeitern

Die Schüsse fielen offenbar in einem Innenhof, wo die Youtube-Angestellten üblicherweise zu Mittag essen. Augenzeugen berichteten, dass Angestellte panisch die Flucht ergriffen. Er sei in einer Konferenz gesessen, als er Menschen davonrennen gehört habe, schrieb der Youtube-Beschäftigte Todd Sherman auf Twitter. Anfangs habe er noch gedacht, es handle sich um ein Erdbeben.

Auf der Flucht zum Ausgang habe er dann "Bluttropfen auf dem Boden und den Stufen" gesehen, berichtete Sherman weiter. Draußen sei er dann auf Polizeifahrzeuge getroffen, aus denen Beamte mit gezückten Schusswaffen gesprungen seien. Auf einem bei Twitter veröffentlichten Foto waren überdies Angestellte zu sehen, die das Gebäude mit erhobenen Händen verließen.

Ein anderer Youtube-Beschäftigter, Vadim Lavrusik, schrieb zu Beginn des Vorfalls auf Twitter, er sei mit Kollegen in einem Raum in der Firmenzentrale verbarrikadiert. Er habe Schüsse gehört und Menschen davon rennen sehen, als er an seinem Schreibtisch saß. Wenig später schrieb Lavrusik dann, er sei sicher aus dem Gebäude hinausgekommen.

Apple-Chef Tim Cook und Twitter-Gründer Jack Dorsey sprachen den Opfern und ihren Familien ihr Mitgefühl aus. "Ich kann mir nicht vorstellen, was unsere Freunde bei YouTube jetzt fühlen und womit sie fertig werden müssen. Wir sind da für euch, eure Familien und Freunde", schrieb Dorsey auf Twitter.

Debatte um Verbreitung von Schusswaffen

US-Präsident Donald Trump erklärte, seine "Gedanken und Gebete" seien bei denen, die in die Tat in San Bruno verwickelt seien. "Danke an unsere phänomenalen Polizisten und Ersthelfer, die derzeit am Tatort sind", schrieb er auf Twitter.

Schusswaffenvorfälle mit Toten und Verletzten sind in den USA trauriger Alltag. Nur selten werden die Angriffe allerdings von Frauen verübt. Der jüngste Vorfall fällt mitten in eine heftige Debatte um die weite Verbreitung von Schusswaffen in den Vereinigten Staaten und um das laxe Waffenrecht.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen hatten am 24. März landesweit für schärfere Waffengesetze demonstriert. Angeführt wurde der "Marsch für unser Leben" von Überlebenden des Schulmassakers in Parkland im Bundesstaat Florida. Dort hatte ein früherer Mitschüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen. (APA, red, 3.4.2018)