Arsene Wenger macht sich keine Sorgen.

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London – Der Londoner Fußballclub Arsenal empfängt am Donnerstagabend (21.05 Uhr) im Viertelfinal-Hinspiel der Fußball-Europa-League den russischen Vizemeister ZSKA Moskau. Angesichts der Spannungen zwischen den Ländern nach dem Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der englischen Kleinstadt Salisbury gab es Warnungen an die Fans.

Arsenal erinnerte seine Anhänger bereits direkt nach der Auslosung an eine Reisewarnung, die das britische Außenministerium zuvor veröffentlicht hatte. Darin wird vor einer möglichen "antibritischen Stimmung oder Belästigung" in Russland gewarnt, Reisende zur Vorsicht gemahnt. Die Mitteilung der russischen Botschaft klang ähnlich: ZSKA-Fans, die nach London reisen, sollten "extrem vorsichtig" wegen einer angeblichen "antirussischen Kampagne" und der "wachsenden russophoben Stimmung" sein.

"Wir wissen doch gar nicht wirklich, was los ist"

Arsenal-Trainer Arsene Wenger hält diese Warnungen für übertrieben. Im Interview mit dem Sportportal "beIN SPORTS" erklärte der Coach, warum er sich keine Sorgen macht. "Ich bin mir sicher, dass die UEFA kein Risiko eingeht", sagte Wenger. "Das ist eine typische Situation, in der Sport sich nicht in die Politik einmischen sollte – und die Politik nicht in den Sport." Der Trainer gab sich deshalb betont neutral: "Wir wissen doch gar nicht wirklich, was los ist."

Die britische Regierung hat keine Zweifel daran, dass Russland für den Anschlag auf Skripal verantwortlich ist. Einen handfesten Beweis blieb sie bisher aber schuldig. Britische Forscher haben eine russische Herkunft des Giftes nicht nachweisen können. Die "präzise Quelle" sei unklar, sagte am Dienstag Gary Aitkenhead, Chef eines Laboratoriums der Forschungsanlage Porton Down, dem britischen Sender Sky News. Sicher sei nur, dass es sich um Nowitschok handele. Der Kampfstoff wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt.

Rolle

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Fußballmatch zwischen Arsenal und ZSKA von politischer Brisanz begleitet wird. Beim bisher letzten Duell der beiden Teams – im November 2006 in der Gruppenphase der Champions League – soll Andrej Lugowoi als Zuschauer im Emirates Stadion gewesen sein. Der russische Politiker wird von den Briten bis heute des Mordes an Kreml-Gegner Alexander Litwinenko verdächtigt.

Der Fall wird im Zuge der aktuellen Ermittlungen noch einmal untersucht. Am Tag des Spiels soll sich Lugowoi mit Litwinenko getroffen haben, der kurze Zeit später schwer erkrankte. Litwinenko starb an einer Vergiftung durch radioaktives Polonium. Die Polizei soll im Rahmen der Ermittlungen damals auch das Stadion von Arsenal untersucht haben.

Für Wenger und seine Mannschaft wird all das keine Rolle spielen, wenn das Hinspiel am Donnerstagabend angepfiffen wird. Denn sportlich geht es für die Nordlondoner um viel. Weil die "Gunners" in der Premier League abgeschlagen auf Platz sechs liegen, können sie sich nur noch durch einen Gewinn der Europa League für die attraktivere Champions League qualifizieren. Und der Weg dahin führt über Moskau. (APA, 4.4.2018)