"Die Welt hasste mich, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit." Wer so etwas von sich behauptet, steuert wohl auf eine ausgemachte Sinnkrise zu. Brad (Ben Stiller), Ende vierzig, durchlebt eine solche, als er mit seinem Sohn Troy (Austin Abrams) nach Boston reist, um sich gemeinsam mögliche Colleges anzusehen.

Schlimmer als ein Musikstudium in Harvard: Brads Lebenskrise in "Im Zweifel glücklich".
Foto: Amazon Studios / Kimmel Distribution

Brad ist ein Zweifler, der sich als Versager fühlt. Und er fühlt sich als Versager, weil er zweifelt: am Erfolg seines Non-Profit-Unternehmens, an seiner Ehe, und vor allem an sich selbst. Knapp vor dem Fünfziger stehend, glaubt er im Gegensatz zu seinen Studienkollegen (Michael Sheen als gefeierter Buchautor), seine Zeit vergeudet und seine Möglichkeiten nicht ausgeschöpft zu haben. Brad ist nicht Im Zweifel glücklich, sondern ein grüblerischer Fatalist.

Weltkino Filmverleih

Man kann sich Brad's Status, geschrieben und inszeniert von Mike White (Year of the Dog), auch gut als europäischen Arthouse-Film vorstellen: mit Brads Gedankenstrom als Off-Kommentar, enervierenden Streicherklängen und Weisheiten, die für mehr als ein Leben reichen. Doch allzu weit lehnen sich Stiller und White dann doch nicht aus dem Fenster: Vom Mittelklasseweg abzukommen muss hier als große Verstörung genügen – damit man wieder jenen einschlagen kann, der einen zu seinen Liebsten und zu sich selbst zurückführt. (pek, 5.4.2018)