Für die Vermarktung ihres Gemüses nutzen Landwirte in der Genossenschaft LGV-Frischgemüse ihre eigenen Namen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Wien – 2,2 Kilometer, weiter nicht. So lange ist der Weg zwischen den Bauern und dem Sammelzentrum in Simmering, erklärt Florian Bell, Vorstand von LGV-Frischgemüse. Mehr als hundert Landwirte aus Wien und dem Umfeld vermarkten ihr Gemüse über die Genossenschaft. "Es ist uns wichtig, dass Wiener auf heimisches Gemüse zurückgreifen können", sagte Bell am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zum Saisonstart.

Das Gemüse, das nach den jeweiligen Landwirten benannt ist – "Andreas' Melanzani" oder "Martins Minigurke" –, wächst derzeit noch im Gewächshaus. "Die CO2- und Energiebilanz ist wesentlich niedriger als bei importiertem Gemüse", meint LGV-Sprecherin Angelika Günther. Die Gewächshäuser würden je nach Standort mit Fernwärme, Pellets oder Solarenergie beheizt werden. Ganz auf die Ökoschiene ist die Genossenschaft dennoch nicht aufgesprungen: Bisher werden nur Bioprodukte in abbaubaren Celluloseverpackungen verkauft, das restliche Gemüse landet in Plastikverpackungen in den Regalen.

Neue Kooperation

Seit Jahresbeginn kooperiert die LGV mit der Erzeugergenossenschaft Seewinkler Sonnengemüse (SSG) mit rund 50 Landwirten. Die Zusammenschlüsse erhoffen sich durch die Kooperation ein breiteres Sortiment über die gesamte Saison.

Das Hauptgeschäft macht die LGV nach wie vor mit Gurken, Paprika und Tomaten. Insgesamt produzierte die Genossenschaft im vergangenen Jahr 36.000 Tonnen Frischgemüse bei einem Umsatz von rund 62 Millionen Euro. Weitere Mittel dürften wohl auch wieder aus dem EU-Fördertopf gekommen sein. Laut der Transparenzdatenbank, in der Agrarförderungen offenlegt sind, haben 2016 nur vier andere Unternehmen in Österreich höhere Fördersummen erhalten als die LGV (1,82 Millionen Euro).

Für das heurige Jahr machten LGV und SSG noch keine Umsatzprognose. Der Saisonstart ist laut SSG-Geschäftsführer Josef Peck jedoch aufgrund der Witterung "ein bisschen holprig" gewesen.

Onlineshop ausbauen

Weiterer Kooperationen seien derzeit nicht in Planung. Vielmehr wolle man den Onlineshop ausbauen. Ab Ende April werden "Gärtnerkistln", die mit saisonalem Gemüse gefüllt sind, österreichweit versandt.

Rund 90 Prozent des Gemüses landen dennoch nach wie vor im Lebensmitteleinzelhandel. Mittlerweile sei die Marke in sämtlichen Ketten in Österreich vertreten, sagt Bell. Dabei landet nur in etwa die Hälfte unter dem eigenen Namen in den Regalen. Das soll sich künftig ändern: Die Genossenschaft versucht mit ungewöhnlichen Gemüsesorten wie violettem Chinakohl oder Snackpaprika ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen. In dieser Saison sollen erstmals auch Kurkuma und Ingwer auf den Feldern landen. (Nora Laufer, 5.4.2018)