Der Siegerentwurf von Winkler+Ruck und Certov für den Um- und Ausbau des Wien-Museums.

Foto: certov, winkler + ruck architekten

Wien – "In Wien kann man nix übers Knie brechen. Es muss alles seinen Gang gehen", heißt es in der denkwürdigen "Mundl"-Folge "Der Hausabbruch". Dass es zu einem solchen, nämlich dem Abbruch aller Pläne für einen Um- und Ausbau, auch beim städtischen Wien-Museum am Karlsplatz kommen könnte, malten zuletzt immer mehr Kritiker an die Wand.

Und tatsächlich ist der Gang, den der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) mit seinem schon 2009 anvisierten Projekt geht, einer nach Canossa und zurück. Erst 2015 konnte er mit dem Klagenfurter Büro Winkler+Ruck/Certov einen Sieger des Architekturwettbewerbs präsentieren. Dem denkmalgeschützten Bau Oswald Haerdtls von 1959 soll demnach ein Glas-Stahl-Kubus aufgesetzt werden.

Keine private Beteiligung

Fraglich war seither die Finanzierung: Ein klammes Stadtbudget und zahlreiche weitere Sanierungsfälle (Secession, Raimund- und Volkstheater ...) machen Mailath das Leben nicht leicht. Lange wurde daher neben einem konventionell städtisch finanzierten Modell auch an eine PPP-Lösung (Public-Private-Partnership) gedacht. Jetzt ist fix: Man bleibt konventionell. Die Stadt rechnet mit 108 Millionen Euro Gesamtkosten, 91 für den Bau, 17 für die Übersiedelung und Einrichtung einer neuen Dauerausstellung.

Warum will man nun doch keine Privaten mit im Boot? "Zu komplex", meint Mailath, außerdem würden europäische Erfahrungswerte fehlen. Vielleicht nährte aber gerade ein komplexer hauseigener Erfahrungswert die Zweifel am PPP-Genie der Stadt: Der geplante Tojner-Turm am Heumarkt könnte das schöne Wien immerhin das Weltkulturerbe kosten.

So richtig die Entscheidung, beim Wien-Museum öffentlich zu finanzieren, auch ist, mit einem schnellen Spatenstich ist nicht zu rechnen. Mit Flächenwidmung, Baubescheid und Ausschreibung muss noch einmal alles seinen Gang gehen – 2018 wird man also "nix mehr übers Knie brechen". Aber schon Karl Kraus soll ja gewusst haben, dass in Wien alles zehn Jahre später passiert. (Stefan Weiss, 5.4.2018)