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Die Transgender-Fahne weht über einem Moped im liberalen San Francisco. In Finnland sind die Auflagen für Transpersonen deutlich strenger.

Foto: Getty Images / Tommy Wu

Helsinki/Wien – Eigentlich dürfte es die Familie von Johannes und Petri gar nicht geben. Nicht weil es sich bei dem finnischen Paar um zwei Männer handelt, sondern weil Johannes in einem weiblichen Körper zur Welt kam und nun ein Kind geboren hat. Damit ist er der erste Transgendermann Finnlands, der ein Baby ausgetragen hat, und laut nationalem Gesetz ist das nicht möglich.

Finnland schreibt nämlich vor, dass Betroffene unter anderem die Bestätigung einer Sterilisation vorlegen, bevor sie ihr eingetragenes Geschlecht ändern können. Johannes hat diese Voraussetzung erfüllt, denn eine Hormontherapie kommt für den finnischen Staat einer Sterilisation gleich. Vor drei Jahren wurde sein offizielles Geschlecht auf männlich geändert.

Therapie unterbrochen

Während der Therapie war für Johannes und Petri klar, dass sie damit den Traum von einem eigenen Kind hinter sich lassen müssen, wie die beiden unter geändertem Namen der finnischen Zeitung "Turun Sanomat" sagten. Die Option der Adoption stand im Raum, doch dann unterbrach Johannes die Therapie. Zu dem Zeitpunkt stand er kurz vor der Entnahme seiner Gebärmutter und der Eierstöcke. Daraufhin setzte seine Periode wieder ein, kurze Zeit später war er schwanger.

Die Schwangerschaft hielt das Paar geheim. Zu groß war die Angst, dass die Behörden das offizielle Geschlecht von Johannes anfechten könnten. Gleichzeitig machten sich die beiden auch Sorgen, dass Johannes im Falle eines Unfalls ins Krankenhaus müsste und dann Medikamente verschrieben bekäme, die nicht für Schwangere geeignet wären und dem Baby schaden könnten.

Während der Geburt wurde das Paar im Spital jedoch ganz normal behandelt, wie es im Interview mit "Turun Sanomat" sagte. Ihre Identität wollen die beiden dennoch geheim halten. Ihr Kind sei ihre Privatsache.

Reformbedarf in Finnland

"Ich freue mich für die Eltern und wünsche dem Kind ein Leben ohne zu viel Aufmerksamkeit oder Schikanen", sagt Sakris Kupila zum STANDARD. Der junge Finne kämpft für die Abschaffung der Zwangssterilisation. Im Oktober des Vorjahres ist erneut ein Vorstoß zu einer Gesetzesnovelle – dem sogenannten Transact – gescheitert. Ende März übergab Kupila gemeinsam mit dem Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty, eine Petition, die ebendiesen Transact fordert, an die finnische Regierung. Unterschrieben wurde sie von fast 350.000 Personen.

Kupila selbst ließ sich nicht sterilisieren. Ihm ist die Unversehrtheit des eigenen Körpers wichtig. Offiziell bedeutet das, dass er in Finnland noch immer als Frau gilt: "Es ist Fakt, dass einer der Hauptgründe für die Zwangssterilisation in der finnischen Gesetzgebung die Überlegung war, dass Männer nicht schwanger werden können", sagt Kupila. Doch für ihn sollte das eine private Entscheidung sein, wie für Johannes und Petri: "Wir sprechen über das Privatleben der Menschen und ihre Körper", so der Finne.

Für Kupila gilt Irland als Vorbild in Sachen Gesetzgebung für Transpersonen. Dort gibt es seit dem Jahr 2015 keine Voraussetzungen mehr für den standesamtlichen Geschlechtswechsel. In Österreich existiert seit 2009 kein Operationszwang mehr. (Bianca Blei, 5.4.2018)