Am 15.4. startet "Grill den Profi" auf Vox – bei weitem nicht die einzige Kochshow-Innovation der letzten Jahre.

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Wien – Vor einigen Jahren sagte man dem Genre der Kochsendungen im Fernsehen ein baldiges Ende voraus. Zu viel vom Ewigselben. Wenn etwas als in gilt, zum Trendsport für die Massen wird und in die Breite geht, ist die ganze Sache plötzlich nicht mehr sexy. Zu viele Typen mit Weinverkostungsdiplom zu Hause, die sich im Geiste Jamie Olivers zwar plötzlich den Haushalt teilen, damit aber eher meinen: Einer versaut die Küche, die andere putzt es weg. Mmh, schmeckt lecker!

Dazu kamen im deutschsprachigen Fernsehen dank ins Kraut schießender, billig produzierter Shows mit eher mediokren Köchen wie Horst Lichter, Tim Mälzer, Sarah Wiener oder dem heimischen Kabarettistenduo Andi und Alex. Und irgendwie hatte man dann auch zwischen dem Retten von Restaurants im Scripted-Reality-Format wie etwa in "Rosins Restaurants" oder "Die Kochprofis" keine weitere Sehnsucht nach Anleitungen, wie man abseits von Küchenhygiene und Gefrierbrand ein Wiener Schnitzel erträglich oder Schweinernes in fetten Champignonsaucen genießbar macht. Zudem versauten sich einige Fernsehköche die Reputation mit ihrer Geldgier. Sie machten Werbung für Tankstellenfutter, Tiefkühlgerichte oder gar Geschmacksverstärker auf Glutamatbasis.

Aber bitte mit Sahne

Ausgerechnet die zwiebelbärtige rheinische Frohnatur Horst Lichter erkannte an der Seite des steirischstämmigen Johann "Aber bitte mit Sahne" Lafer frühzeitig seine handwerklichen Beschränkungen. Er ist heute mit seiner täglich auf diversen Kanälen laufenden Trödelshow "Bares für Rares" der König des Vorabends, mit altem Krempel statt frischen Zutaten – und ohne Maggi.

Klassiker wie "Mein Lokal, dein Lokal" oder "Das perfekte Dinner" (Schwerpunkt "Medium gebratenes Fleisch, Fisolen und Rosmarinkartoffeln" sowie "Fisch geht bei mir gar nicht!") sorgten für Kontinuität. Diverse Köche aus der früheren ersten Fernsehkochreihe machten untertags in den diversen Regionalprogrammen oder im Frühstücksfernsehen weiter – wobei besonders Alfons Schuhbeck mit seiner derzeit bis Juni pausierenden Reihe "Schuhbecks" im Bayerischen Rundfunk zu loben wäre. Der Mann kann was und hat Humor.

Tim Mälzer gewann mit seinem Team von der Sendung "Kitchen Impossible" den 19. Deutschen Fernsehpreises in der Kategorie "Bestes Factual Entertainment".
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Apropos Kochen ist lustig: Seit 2016 feiert ausgerechnet das bei seinem Start ein gutes Jahr zuvor untergegangene Küchenduell "Kitchen Impossible" sensationelle Erfolge. Diese verdankt es vor allem auch dem Hamburger Quatschkopf Tim Mälzer, der sich vom ewigen Dilettanten und Maulhelden mit einer Vorliebe für Ausdrücke wie "Fickscheiße" zum unterhaltsamen Blind-Date-Meister im Aufspüren von Zutaten ihm in diversen Erdteilen vorgesetzter Gerichte entpuppt. Neben "Tim Mälzer kocht!" und "Kitchen Impossible" hat Mälzer als Fernsehdauergast derzeit noch eine dritte Show laufen. Auch im hektischen Duell "Knife Fight Club", in dem Mälzer nicht selbst hachelt und hobelt, sondern als Juror fungiert, paaren sich zwei Eigenschaften, die noch jeden guten, also zumindest unterhaltsamen Fernsehkoch auszeichnen: Gefräßigkeit kombiniert mit Geschwätzigkeit.

Das Fernsehpublikum sitzt begeistert vor den Empfangsgeräten, schnabuliert Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe oder kocht mit dem Telefon. Beide Märkte boomen unverändert. Der Arbeitstag war hart. Und die Tim Mälzers kochen einem ja sowieso etwas vor. (Christian Schachinger, 6.4.2018)