Bild nicht mehr verfügbar.

Die B-Teams von Dallas und Orlando zeigten viele Hoppalas.

Foto: AP/Raoux

New York – Der Endspurt im Grunddurchgang der National Basketball Association (NBA) verkommt in hässlicher Regelmäßigkeit zu einem zumindest partiellen Schneckenrennen. Im Schatten des Ringens um die letzten Playoff-Plätze bemühen sich die Hoffnungslosen, möglichst schlechte Figur und möglichst viele Punkte abzugeben. Denn auch für sie gibt es noch etwas zu gewinnen. Die Klubs mit der schlechtesten Bilanz dürfen im Draft am 21. Juni die begehrtesten Talente verpflichten.

Das System, im Interesse der Chancengleichheit ersonnen, wird derart schamlos missbraucht, dass die Liga darüber nachsinnt, durch Regeländerungen das sogenannte Tanking zu verhindern. So dreist wie in dieser Saison wurde schließlich noch nie laschiert. Kurz vor Ende der Regular Season liegt beinahe ein Drittel der Teams bei einer Siegquote von unter 35 Prozent.

Auch die Dallas Mavericks, vor sieben Jahren noch Champion, werden diese Marke nicht mehr überbieten. Sie halten vor ihren letzten drei Partien erst bei 24 Siegen. Damit sind sie so schlecht wie nie in der Ära des deutschen Superstars Dirk Nowitzki, der seit 1999 für die Texaner spielt.

Der 39-Jährige, einer von nur sieben Spielern, die mehr als 30.000 Punkte in ihrer NBA-Karriere erzielt haben, wehrte sich jedoch gegen den Eindruck, seine Mannschaft gebe nicht alles für den Sieg. "Wir wollen hier keine Kultur, die daraus besteht, aufzugeben und nicht hart zu spielen. Das setzt den falschen Ton für die Zukunft." Im Fachmagazin Five wurde er noch deutlicher: "Du riskierst viele Sachen, wenn du nicht alles gibst, und es ist auch ein bisschen peinlich für die Organisation, wenn da fünf Leute nur so halbherzig rumrennen."

Schlecht als bessere Option

Mavericks-Besitzer Mark Cuban erklärte dagegen, dass er seinen Spielern gesagt habe, dass "verlieren unsere beste Option ist". Nach diesem Kommentar war der Informationstechnik-Milliardär im Februar zu einer Geldstrafe von 600.000 Dollar verdonnert worden.

Anschließend sah sich NBA-Commissioner Adam Silver genötigt, alle Teams darauf aufmerksam zu machen, dass die Strategie des Tankings "keinen Platz in unserem Spiel hat". Es sei alles zu unternehmen, "um die tatsächliche und empfundene Integrität des Spiels zu schützen". In diesem Sinn ermahnte die Liga ausdrücklich die Chicago Bulls, das bestmögliche Team aufs Parkett zu schicken und nicht gesunde Veteranen zu schonen.

Schon wurde beschlossen, ab kommender Saison die prozentuale Chance für das schlechteste Team auf den besten Nachwuchsstar deutlich zu senken. Dass das Tanking damit verbannt wird, bezweifeln Experten. Die Philadelphia 76ers hatten diese Strategie zuletzt zur Kunstform erhoben: Über Jahre war das Team abgrundtief schlecht, gewann 2015/16 nur zehn von 82 Spielen. Dabei sammelten die Sixers Top-Talente über den Draft – und liegen angeführt von All-Star Joel Embiid und dem kommenden Superstar Ben Simmons diese Saison nun unter den besten Vier der Eastern Conference. Nichts vorzuwerfen haben sich die Toronto Raptors von Jakob Pöltl, die im Eastern-Hit gegen Boston mit 96:78 den 56. Saisonsieg feierten. (APA, sid, lü, 5.4.2018)