Anhänger der Ex-Präsidentin Park Geun-hye demonstrierten in Seoul.

Foto: AOA / AFP / Jung Yeon-je

Richter Kim Se-yoon verkündete das Urteil: Die 66-Jährige muss 24 Jahre in Haft.

Foto: APA / AFP / Seoul District Court / SEO

Seoul – Im Korruptionsprozess gegen die frühere südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye hat ein Bezirksgericht in Seoul am Freitag einen Schuldspruch verkündet. Die Ex-Präsidentin hat demnach ihre Macht missbraucht. Park habe Unternehmen zur Zahlung von Bestechungsgeldern in Höhe von 77,4 Milliarden Won (59 Millionen Euro) gezwungen, sagte Richter Kim Se-yoon in der live übertragenen Urteilsverkündung. Außerdem sei sie der Korruption schuldig. Es sei "wichtig für die Richter, harte Strafen zu verhängen, damit Präsidenten die Macht, die ihnen das Volk gegeben hat, nicht missbrauchen".

Das Gericht verkündete ein Strafmaß von 24 Jahren. Zudem muss Park 18 Milliarden Won (rund 14 Millionen Euro) Strafe zahlen. Die 66 Jahre alte konservative Politikerin war im März vergangenen Jahres ihres Amts enthoben worden, nachdem mehrere Millionen Menschen über Wochen gegen sie demonstriert hatten. Später wurde sie verhaftet und wegen Machtmissbrauchs, Korruption, Nötigung und anderer Vorwürfe angeklagt.

Freundin durfte sich in Regierungsgeschäfte einmischen

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von 30 Jahren für Park gefordert. Park selbst hat stets ihre Unschuld beteuert und das Verfahren boykottiert. Zudem wirft sie dem Gericht vor, gegen sie eingenommen zu sein.

Eine Schlüsselfigur in dem Skandal ist Parks umstrittene Freundin Choi Soon-sil, die im Februar zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Park soll ihrer einstigen Vertrauten eine Einmischung in die Regierungsgeschäfte erlaubt haben, obwohl diese kein öffentliches Amt innehatte. Zudem soll sie ihre Macht missbraucht haben, um für Choi Vergünstigungen bei großen Unternehmen zu erwirken.

Die Opposition hatte ihr über die juristisch relevanten Punkte hinaus Vorwürfe gemacht. Park war etwa für Druck auf die Presse und nationalistisch gefärbte Neufassungen verpflichtender Schulbücher verantwortlich. Die Südkoreaner hatten die Tochter des früheren Militärdiktators Park Chung-hee Ende 2012 als erste Frau ins Präsidentenamt gewählt. Im Frühjahr wählten sie dann den liberalen Moon Jae-in mit großer Mehrheit zu ihrem Nachfolger. (red, APA, 6.4.2018)