Foto: Lisi Specht
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Fotos: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht

Der Opernsänger Herbert Lippert wohnt in einer denkmalgeschützten Jahrhundertwendevilla in Bad Vöslau, wo er regelmäßig zu Hauskonzerten lädt und sich von alten Möbeln nicht recht trennen kann.

"2013 habe ich einem Kollegen an der Staatsoper erzählt, dass ich so viel in Wien zu tun habe und eine Bleibe brauche. Ihm fiel eine Nachbarin in Bad Vöslau ein, die einen neuen Eigentümer für ihr Haus suchte. Wir haben sie angerufen. Innerhalb von zwei Stunden war das erledigt.

"Die ganze Großfamilie trifft sich zweimal im Monat bei uns." Herbert Lippert in seinem Atelier, das notfalls auch in ein Matratzenlager umfunktioniert werden kann.
Foto: Lisi Specht

Das Haus war in einem katastrophalen Zustand, der Umbau dauerte fünf Monate. Wir haben es innen und außen ganz neu gemacht. Ich glaube, das Haus war zehn oder zwölf Jahre unbewohnt. Selbst der Garten war eine Steinwüste.

Viel kann man an einem solchen Gebäude ohnehin nicht verändern. Die Villa steht unter Denkmalschutz. Den Garten haben wir barock gestaltet, was gut zur Villa passt. Innen setzen wir auf einen Mix aus Antiquitäten und modernen Elementen. Die Räume sind in Grün und Gelb gehalten. Für die Gestaltung ist meine Frau Gabriele verantwortlich. Sie macht das Wohnen lebenswert. Wir sind seit 36 Jahren verheiratet und haben mittlerweile den gleichen Geschmack. Größere Diskussionen gibt es nicht mehr.

Wir können uns schwer von alten Stücken trennen. Im Esszimmer steht noch der Esstisch, in den unsere Söhne vor vielen Jahren beim Hausübungmachen etwas eingeritzt haben, obwohl sie heute längst erwachsen sind. Wir kriegen es nicht übers Herz, uns davon zu trennen. Unsere Sitzgruppe im Wohnzimmer ist sicher schon 50, 60 Jahre alt. Wir lassen sie immer wieder neu tapezieren.

Fotos: Lisi Specht

Ein besonders wichtiges Möbelstück ist für mich ein riesiger, weißer Ohrensessel, der in meinem Musikzimmer steht. Er ist von meinem verstorbenen Kollegen Alfred Sramek. Er erinnert mich an ihn. Die Plakate meiner Aufführungen – Das Rheingold, Lohengrin und so weiter – hänge ich mir in meinem Musikzimmer auf. Sie haben großen Wert für mich. Da bin ich ein bisschen schrullig.

Wir haben sehr oft Gäste, daher sind uns unsere große Küche und das riesige Speisezimmer wichtig. Bei Abendesseneinladungen teilen Gabriele und ich uns das Kochen auf. Alle paar Monate haben wir Hauskonzerte mit 30 bis 40 Gästen, auch mit Kollegen aus der Staatsoper. Dann musizieren wir und machen alle Flügeltüren auf.

Wohnen ist für mich das Um und Auf. Früher, als unsere Kinder noch klein waren, war Wohnen für mich sogar noch ein bisschen interessanter. Wir haben immer groß gewohnt und hatten auf mehreren Ebenen 500 bis 600 m² Wohnraum zur Verfügung. Auf 240 m², so wie jetzt, haben wir sonst nie gewohnt.

Fotos: Lisi Specht

Die ganze Großfamilie trifft sich zweimal im Monat bei uns. Dann sitzen wir zu zwanzigst im Speisezimmer. Meine Frau und ich sind der Stützpunkt für die ganze Familie. Es ist uns wichtig, dass unsere Kinder hier einen Rückzugsort haben und jederzeit nach Hause kommen können. Darum gibt es oben Gästezimmer. Auch mein Atelier, in dem ich fast jeden Tag bis um zwei oder drei Uhr morgens male, kann in ein Matratzenlager umfunktioniert werden.

Von der Küche aus sehen wir seit kurzem auf einen Bauzaun. Unsere Nachbarvilla stand viele Jahre lang leer. Nun entstehen in ihr Wohnungen. Natürlich ist das problematisch, aber man wird sehen, was sich tut. Wir brauchen alle Wohnraum, es nützt ja nichts.

Irgendwann würde ich gern zurück nach Oberösterreich gehen und dort ein altes Bauernhaus kaufen und sanieren. Am liebsten im Salzkammergut oder im Mühlviertel. Das wäre unser Traum, aber ob wir den realisieren werden, ist offen. Ich werde noch ein paar Jahre an der Staatsoper sein, und wie es uns dann gesundheitlich geht, wissen wir nicht." (9.4.2018)