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Isao Takahata 2015 bei den Oscars.

Foto: REUTERS/JONATHAN ALCORN

Tokio – Isao Takahata, Japans Altmeister des Zeichentrickfilms, ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Tokio an Lungenkrebs, wie das von ihm mitbegründete Studio Ghibli am Freitag mitteilte. In Europa ist Takahata auch für die Animeserie "Heidi" bekannt.

Die Kultserie, an deren Schöpfung auch bereits der spätere Oscarpreisträger Hayao Miyazaki beteiligt war, entstand in den 70er-Jahren. Für ihr Alpenmärchen nach den Büchern von Johanna Spyri hatten Myazaki und Takahata genau recherchiert. In Europa hatten sie die Schweizer Berge, Frankfurter Bürgerhäuser und den Hauptbahnhof skizziert und zuhause sorgfältig nachgezeichnet. Die Serie basiert auf der Geschichte der Schweizer Jugendschriftstellerin Johanna Spyri, die das Mädchen und den Almöhi 1879 erfand.

Der Anfang von "Heidi" im japanischen Original.
saeid daneshgar

Als sein bestes Werk gilt der international bekannte und preisgekrönte Zeichentrickfilm "Die letzten Glühwürmchen", der schonungslos die Schrecken des Krieges thematisiert. Das Werk schildert sein schweres Thema anhand des verzweifelten Kampfes zweier Kinder um das nackte Überleben zum Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt.

Sein jüngster Film "Die Legende der Prinzessin Kaguya" wurde 2015 für den Oscar in der Kategorie "Bester animierter Spielfilm" nominiert.

"Die Legende der Prinzessin Kaguya".
Universum Film

Der 1935 in der japanischen Provinz Mie geborene Takahata studierte französische Literatur und begann seine Karriere beim Zeichentrickstudio Toei Animation. Dort begegnete er Miyazaki, dem heute legendären Zeichentrickregisseur, mit dem er 1985 das weltberühmte Studio Ghibli gründete. In Takahatas langer Karriere entstanden rund 20 Filmwerke, darunter der von ihm produzierte Animefilm "Nausicaä aus dem Tal der Winde" (1984) und der Film "Die Schlacht der Marderhunde in der Heisei-Zeit – Pom Poko" von 1994.

Politisch aktiv

Takahata war daneben auch politisch aktiv und übte Kritik an der Politik des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, der die pazifistische Nachkriegsverfassung ändern und Japan zu einer größeren militärischen Rolle verhelfen will. Takahata wurde in seiner Karriere mehrfach geehrt. So erhielt er 2015 den Ordre des Arts et Lettres, einem Verdienstorden des französischen Kulturministeriums, für seine langjährige Zusammenarbeit mit französischen Animatoren und das Übersetzen von französischen Gedichten ins Japanische. (APA, red, 6.4.2018)