Technologie von VRVis hilft, aus 2D-Aufnahmen eine 3D-Abbildung der Marsoberfläche zu erzeugen.

Foto: VRVis

Zwei neue ferngesteuerte Fahrzeuge sollen ab 2020 die Erforschung des Mars weiter vorantreiben. Sowohl bei der NASA-Mission "Mars 2020" als auch beim europäisch-russischen Projekt "ExoMars" hilft Technologie des Wiener Zentrums für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) dabei, aus von Rovern und Satelliten gemachten 2D-Bildern Visualisierungen in 3D zu generieren.

Mit dem milliardenschweren Projekt "ExoMars" suchen Europa und Russland nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten. 2020 wollen sie dazu einen Rover auf den Mars schicken. In die Entwicklung des Kamerainstruments des Fahrzeugs ist das VRVis eingebunden. "Unsere Aufgabe ist die 3D-Visualisierung der Daten, die die Stereokamera des Rovers aufnimmt", erklärte Christoph Traxler, Leiter der Geospatial Visualisation Group des VRVis, anlässlich eines zweitägigen Workshops, den das Zentrum am Freitag und Samstag zu diesem Projekt und verwandten Themen in Wien veranstaltet.

Virtuelle Marserkundung

Dabei arbeitet man eng mit der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research zusammen, die aus den bildbasierten Daten vom Mars räumliche Daten rekonstruiert. Das VRVis erstellt daraus hoch auflösende 3D-Darstellungen, die virtuelle Erkundungen der Marsoberfläche in Echtzeit und auch geologische Vermessungen erlauben sollen. Das Werkzeug diene gewissermaßen dazu, den Mars für die Geologen und Planetenwissenschafter "auf die Erde zu holen". Gesteinsformationen können so mit Markierungen überlagert und aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden.

Parallel dazu hilft das VRVis auch der NASA bei der Entwicklung der Videokamera Mastcam-Z für den "Mars 2020"-Rover. Die Kamera-Instrumente der beiden Missionen unterscheiden sich zwar – so kann die NASA-Kamera erstmals auch zoomen, an der Auswertung und Darstellung der Daten seitens der Wiener Forscher ändert sich dadurch aber nichts.

Warten auf ExoMars

"Zum echten Einsatz kommt das Werkzeug erst, wenn der erste Rover am Mars gelandet ist und es live neue Daten gibt", erklärte der zuständige Projektmanager am VRVis, Thomas Ortner. Derzeit werden aber bereits alte Daten, die etwa von den NASA-Rovern "Curiosity" und "Opportunity" stammen, rekonstruiert. In Kooperation mit dem Imperial College London werden diese Daten laufend analysiert und Ergebnisse daraus publiziert.

Momentan schätzen die beiden Experten den Start der NASA-Mission eher als pünktlich (also tatsächlich für 2020) ein als jenen des "ExoMars"-Projekts, bei dem es nach dem Missgeschick mit der 2016 abgestürzten Sonde "Schiaparelli" unter anderem noch Diskussionen um die Finanzierung gebe. Unabhängig davon ist in beiden Missionen die Suche nach geeigneten Landeplätzen für die Rover in vollem Gange – auch dafür werde das Visualisierungs-Tool von VRVis zu Hilfe genommen. Im Laufe solcher Diskussionen komme es zu durchaus amüsanten Interessenskonflikten, erzählen Ortner und Traxler aus dem Nähkästchen: "Die Geologen wollen dort landen, wo alles spitz und gefährlich ist, die Ingenieure dort, wo alles sicher und flach ist." (APA, 06.04.2018)