SerAgej Skripal vor Gericht, Moskau, August 2009

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London – Der Zustand des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal hat sich nach Angaben des Krankenhauses von Salisbury deutlich verbessert. Der Anfang März vergiftet Aufgefundene spreche auf die Behandlung zunehmend gut an, teilten die Ärzte am Freitag mit. "Er reagiert gut und ist nicht mehr in kritischem Zustand. Seine Gesundheit verbessert sich schnell", sagte die Krankenhaus-Leiterin Christine Blanshard. Seine ebenso vergiftete Tochter war schon vor einigen Tagen aus dem Koma erwacht und gab am Donnerstag ein erstes öffentliches Statement ab.

Die Causa hat zu schwersten Verstimmungen zwischen London und Moskau, aber auch zwischen dem Westen und Russland insgesamt geführt. Die britische Regierung wirft dem Kreml vor, hinter dem Mordversuch mit dem Nervengift Nowitschok zu stehen. Russland weist das empört zurück und wittert eine westliche Medienkampagne.

Haustiere verendet

Skripals Haustiere – eine Katze und zwei Meerschweinchen – sind nach britischen Regierungsangaben tot. Als ein Tierarzt Zugang zum Grundstück Skripals bekommen habe, "waren zwei Meerschweinchen leider gestorben", sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums am Donnerstagabend. Eine Katze in "erschöpftem Zustand" sei eingeschläfert worden.

Die Entscheidung zur Einschläferung habe ein Tierarzt getroffen. Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Die britische Anti-Terror-Polizei erklärte, die Skripals seien zu Hause mit dem Nervengift in Kontakt gekommen. Die höchste Konzentration des Giftes wurde demnach an der Haustür gefunden.

Die Zeitung "The Sun" berichtete, Skripals Katze mit Namen "Nash Van Drake" sei in das nahe gelegene Forschungszentrum Porton Down gebracht und dort eingeschläfert worden. Die Überreste der drei Tiere seien eingeäschert worden, zitierte die Zeitung ungenannte Regierungsquellen.

Moskau hatte in dieser Woche, einen Monat nach dem Giftanschlag, Besorgnis über das Schicksal der Haustiere geäußert. "Warum hat die britische Seite das noch nicht angesprochen?", fragte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Mittwoch. Die russische Botschaft in London berichtete zudem von einer zweiten Katze, die von der britischen Regierung aber nicht erwähnt wurde.

Heftige Vorwürfe des Botschafters

Für Aufregung sorgte Freitagfrüh der britische Botschafter in Berlin, der Russland unumwunden vorwarf, entgegen der offiziellen Darstellung weiter mit dem Nervengift Nowitschok experimentiert zu haben. Wenn Russland sage, dass alle Kampfgifte aus Sowjetzeiten unter Aufsicht internationaler Beobachter vernichtet worden seien, so sei das aus britischer Sicht "falsch, völlig falsch", sagte Wood im Deutschlandfunk.

"Unsere Nachrichtendienste wissen, dass es dieses Geheimprogramm zum Nowitschok-Giftstoff gibt, das die russische Regierung nie offengelegt hat", erklärte Wood. Er forderte Russland auf, als ersten Schritt diese Offenlegung nun nachzuholen. Es gehe um einen Verstoß gegen die Chemiewaffen-Konvention. Die Belege, dass Russland hinter dem Anschlag auf Skripal stecke, seien "klar genug".

"Genug Belege"

"Wir wissen schon, dass die russischen Behörden experimentiert haben, wie man dieses Nervengift am besten einsetzt, um Menschen zu töten", sagte Wood. Bekannt sei auch, dass der russische Staat Menschen wie Skripal als Ziele von Anschläge betrachte. "Wir haben eine starke Einschätzung, dass es höchstwahrscheinlich ein Anschlag des russischen Staates war, und deshalb mussten wir alle gemeinsam reagieren". Es gebe genug Belege für Russlands Verantwortung im Fall Skripal, und die habe Großbritannien mit seinen Verbündeten geteilt, die sie überzeugend fanden. Es gehe hier aber abgesehen vom Einzelfall um das Gesamtbild, um ein russisches Verhaltensmuster, mit dem das Land agiere und versuche, andere Länder zu destabilisieren. (APA, 6.4.2018)