Kabul – Die radikalislamischen Taliban haben nach offiziellen Angaben in Ost- und Nordafghanistan viele Schulen geschlossen. Allein in einem Bezirk der Ostprovinz Logar, Tscharch, seien derzeit 30 Schulen zu, bestätigte am Freitag Provinzsprecher Salim Saleh. Damit hätten allein in Tscharch mehr als 11.000 Kinder, darunter mehr als 2.000 Mädchen, keinen Zugang zu Bildung mehr.

Stammesältere verhandelten seit Tagen mit den Taliban über die Wiedereröffnung, sagte Saleh. Die geschlossenen Schulen Reaktion auf die Tötung eines hohen Talibankommandeurs sowie fünf seiner Kämpfer durch Regierung am vergangenen Samstag gewesen.

Regierung sieht "einige Probleme"

Berichte über anhaltende Schulschließungen durch die Taliban kommen aber auch aus dem nordafghanischen Kunduz, wo bis 2013 noch die deutsche Bundeswehr stationiert war. Nach einem Bericht von Radio Free Europe soll dort fast die Hälfte der mehr als 500 Schulen nicht funktionsfähig sein. Der Leiter des Bildungsministeriums in Kundus, Mohammed Rustam Ahmadi, sprach von "einigen Problemen".

Laut den Provinzratsmitgliedern Sajed Asadullah Sadat und Ghulam Rabbani Rabbani haben die Taliban Schulen in den von ihnen kontrollierten Gebieten geschlossen, weil sie die Einführung eines neuen Gehaltssystems verhindern wollen.

Islamisten wollen Lehrer selbst bezahlen

Neu an dem System ist, dass Lehrer ihr Gehalt nicht in bar, sondern es auf ihr Bankkonto überwiesen bekommen. Das soll dabei helfen, Korruption zu minimieren. Das System habe aber den Taliban nicht gefallen, sagte Sadat. Rabbani sagte: "Sie verlangen, dass die Finanzierung der Schulen über sie läuft und dass sie die Lehrer selber bezahlen." Bis das nicht geschehe, blieben die Schulen geschlossen.

Landesweit sind nach Angaben aus dem Bildungsministerium in Kabul in 24 der 34 Provinzen rund 1.057 Bildungseinrichtungen geschlossen. (APA, 6.4.2018)