Cambridge/Helsinki – Durch die Omnipräsenz von Computern ist ein Vorgang in den Alltag von nahezu jedermann eingesickert, um den sich in früheren Jahrzehnten viele Menschen noch weitgehend herumdrücken konnten: Tippen. Trotzdem beruhe unser Wissen über diese Fertigkeit noch weitestgehend auf Studien aus dem Zeitalter der Schreibmaschine und der diese benutzenden Berufsgruppen, berichtet ein finnisch-britisches Wissenschafterteam. Das wollten die Forscher der Universität Cambridge und der Aalto-Universität nun etwas modernisieren.

Die Studie

Für ihre Studie ließen sie Online-Probanden zufällig ausgewählte Sätze transkribieren. Schnelligkeit und Genauigkeit der Texteingabe konnten so exakt ermittelt werden. Insgesamt 168.000 Freiwillige aus über 200 Ländern nahmen teil, auch wenn die überwiegende Mehrheit aus den USA stammte. Insgesamt umfasste das Untersuchungssample 136 Millionen Anschläge.

Im Schnitt können heutige Tipper nicht mit den Profis von einst mithalten, bilanzieren die Forscher. Der in der Studie ermittelte Durchschnitt lag bei 52 Wörtern pro Minute – deutlich unter den 60 bis 90, die an der Schreibmaschine ausgebildete Personen früher erreichten. Allerdings wurden auch einige Tempostars registriert, die sagenhafte 120 Wörter pro Minute schafften.

Autodidakten im Aufwind

Da die Probanden auch angeben sollten, ob sie einen Schreibkurs belegt hatten oder Autodidakten waren, konnten die Forscher feststellen, dass es keine wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Gruppen gab. Wer sich das Tippen selbst beigebracht hat, benutzt in der Regel zwar weniger Finger, ist deshalb aber nicht notwendigerweise langsamer oder macht mehr Fehler.

Laut den Forscher ist dafür vor allem die Hardware verantwortlich: Heutige Tasten lassen sich wesentlich leichter anschlagen als die auf den Schreibmaschinen von früher. Das gibt auch Amateuren eine Chance, die nicht mit vollem Zehnfingersatz in die Tastatur klopfen können. Das dürfte auch erklären, warum sich die Art der am häufigsten gemachten Fehler geändert hat: Früher dominierten ausgelassene oder versehentlich eingefügte Buchstaben – heute ist es eher üblich, dass Buchstaben vertauscht werden.

Die Rollover-Technik

Einen klaren Unterschied zur Schreibmaschinen-Ära sehen die Forscher in der Art des Tippens. Hier hat sich die bei Computerspielern schon früher festgestellte "Rollover-Technik" auf die PC-Tastatur übertragen: Es schlägt also ein Finger schon die nächste Taste an, bevor die vorangegangene unter einem anderen Finger noch in ihre Ausgangspostion zurückgeschnellt ist. Die scheint heute der Schlüssel zu hohem Tipp-Tempo zu sein: Die schnellsten Probanden im Versuch nutzten diese Technik in einem Ausmaß von 40 bis 70 Prozent.

Laut Anna Feit von der Universität Aalto funktioniert diese Technik nur bei gängigen und daher gut eingeübten Buchstabenkombinationen – aber sie lasse sich trainieren. Das Rollover-Manöver ist daher auch einer der wichtigsten Tipps Feits, wie man seine Tipp-Technik verbessern kann. Die anderen lesen sich noch wie klassische Empfehlungen aus Lehrbüchern der Schreibmaschinen-Ära: Lieber erst mal langsamer tippen und dafür weniger Fehler machen – das Korrigieren kostet im Endeffekt mehr Zeit. Und natürlich niemals auf die Finger schauen! (red, 8. 4. 2018)