Hannover – Immer mehr Unternehmen setzen bei der Personalauswahl auf künstliche Intelligenz: Wie der Versicherer Talanx nun bekanntgab, vertraut das Unternehmen bei der Suche nach Führungskräften auf eine neuartige Software, die binnen weniger Minuten durch Sprachuntersuchungen Persönlichkeitsanalysen von Bewerbern erstellt. Die Ergebnisse kommen nach Konzernangaben zu über 90 Prozent an das heran, was Psychologen mit Tests in tagelanger Arbeit bei Assessment Centern herausfinden.

Software soll Depressionen erkennen

Bei Talanx geht bis 2025 ein großer Teil des Managements in Rente. Zu den Unternehmen, die das Programm einsetzen, gehört neben Talanx die Flughafengesellschaft Fraport oder die Zeitarbeitsagentur Ranstadt. Der Algorithmus-Test des neuartigen "Precire"-Programms stammt von einem gleichnamigen Aachener Start-up. Zurzeit arbeitet das Unternehmen daran, sein Sprachanalyse-Programm bei der Früherkennung von Depressionen im medizinischen Bereich einzusetzen. "Precire ist in der Lage, erste Anzeichen schon in einer sehr frühen Phase offenzulegen", sagt Mitgründer Dirk Gratzel.

Schnelle Ausbreitung befürchtet

Europas Markt für künstliche Intelligenz gilt als Milliardenmarkt – entsprechende Technologien könnten nach Ansicht des Branchenverbands Bitkom bald auch in andere Bereiche drängen. "Das Programm ist interessant und beängstigend zugleich", meint Unternehmerin Tina Voß von der gleichnamigen Zeitarbeitsfirma aus Hannover. Sie geht ebenso wie TÜV-Nord-Chef Dirk Stenkamp davon aus, dass sich eine derart günstige und treffsichere Technologie schnell ausbreiten werde. Beide sehen allerdings auch moralisch-ethische Debatten aufkommen. (APA, red, 6.4.2018)