In Nahaufnahme: Florian Flicker, 2012.

Foto: Heribert Corn

Wien – Wer ein neues Buch über einen Filmemacher aufschlägt, erwartet sich normalerweise unzählige Bilder aus Filmen. Bei diesem Buch ist das etwas anders. Denn Florian Flicker. Nahaufnahmen (Bibliothek der Provinz 2018) ist ein Erinnerungsband, der nicht nur dem 2014 nach schwerer Krankheit verstorbenen österreichischen Regisseur, sondern auch dem Menschen gewidmet ist. Ein Buch also, das bereits auf den ersten Blick ein sehr persönliches geworden ist.

Neben den Texten, die zahlreiche Freunde und Weggefährten – darunter Thomas Renoldner, Karl Markovics (Taxifahrer in Flickers Langfilmdebüt Halbe Welt), Josef Hader (Hypochonder im Schneiderladen in Der Überfall), August Zirner und Hubsi Kramar – eigens verfasst haben, ist Nahaufnahmen nämlich von privaten Fotos geprägt: aus dem Familienarchiv, von Dreharbeiten, von Flicker als Musiker auf der Bühne, von Setfotos und Aufnahmen aus Flickers "aktionistischer" Hamburger Zeit in den 80er-Jahren.

Persönliche Einblicke

Die Texte – mal mehrere Seiten, mal wenige Zeilen lang – sind in bestem Sinne vertraulich: Sie erzählen von persönlichen Begegnungen, gemeinsamen Arbeiten, Filmen, Erlebnissen oder Jahren. "In den letzten Wochen des heurigen Winters leuchtete der Himmel oft in einem strahlenden Blau, er war so blau wie die Augen von Florian, wenn er sich freute", erinnert sich die Künstlerin Sabine Groschup.

So persönlich wie dieses Buch ist auch die am Sonntag im Wiener Metro- Kino stattfindende Veranstaltung, bei der Nahaufnahmen präsentiert wird: Es lesen u. a. Hubsi Kramar, Michael Sturminger, Karl Markovics und Arno Aschauer. Coco y Raya spielen Filmmusik von Lonesome Andi Haller, es moderieren Mercedes Echerer und Hubsi Kramar. Und neben Filmausschnitten gibt es den Kurzfilm Lebenslauf (1986) zu sehen. Während die Kamera auf seine laufenden Füße gerichtet ist, kann man da Flickers keuchende Stimme hören: "Alles geht so schnell. Ich kann nicht. Aber es geht weiter." (Michael Pekler, 7.4.2018)