Flüchtlinge in Tripolis, nachdem im Mittelmeer gerettet und zurück nach Libyen gebracht wurden.

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Tripolis – Die libysche Küstenwache hat nach eigenen Angaben 230 illegale Flüchtlinge aus Seenot gerettet, als sie versuchten, das Mittelmeer in Richtung Europa zu überqueren. Sie seien vor der Westküste in der Nähe von Suwara an Bord mehrerer Boote gewesen, teilte die Küstenwache am Freitag mit. Es habe keine Todesfälle gegeben. Die illegalen Flüchtlinge seien zurück in die libysche Hauptstadt Tripolis gebracht worden.

Die Westküste von Libyen ist Hauptausgangspunkt für die meisten illegalen Überfahrten Richtung Italien. Hilfsorganisationen kritisieren, dass die libysche Küstenwache bis weit in internationale Gewässer hinein operiere und teils rücksichtslos gegen zivile Seenotretter vorgehe.

Kritik von "Ärzte ohne Grenzen"

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" MSF etwa kritisierte Anfang der Woche die libysche Küstenwache. Diese hätte ihr Schiff "Aquarius" daran gehindert, in Seenot geratene Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten, berichtete MSF in einer Presseaussendung.

Die Besatzung des Schiffs hatte ein Schlauchboot mit mehreren Flüchtlingen an Bord lokalisiert. Die libysche Küstenwache habe die "Aquarius" jedoch daran gehindert, sich dem Schlauchboot zu nähern. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit den Libyern konnte MSF 39 Migranten, vor allem schwangere Frauen und Minderjährige, an Bord nehmen. Die anderen Flüchtlinge wurden von der libyschen Küstenwache nach Libyen gebracht, berichtete MSF.

"Libyen ist kein sicherer Ort. Flüchtlinge dürften auf keinen Fall dorthin zurückgeführt werden", schrieb MSF. Die Organisation appellierte an die europäischen Regierungen, der Sicherheit der Flüchtlinge Priorität einzuräumen, statt Strategien zur Eingrenzung der Flüchtlingsabfahrten nach Europa zu bevorzugen.

Weniger Ankünfte in Italien

Im ersten Quartal 2018 hat sich der rückläufige Trend bei den Flüchtlingsankünften in Italien fortgesetzt. Seit Anfang dieses Jahres sind 6.161 Migranten über die See in Italien eingetroffen, das sind 75 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2017, teilte das italienische Innenministerium am Freitag mit.

Noch stärker ist der Rückgang, wenn man die Zahl der Migranten aus Libyen betrachtet. 4.399 Flüchtlinge erreichten Italien seit Anfang dieses Jahres aus dem nordafrikanischen Land, das sind 81 Prozent weniger gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017. Die meisten in diesem Jahr eingetroffenen Asylwerber stammen aus Eritrea, Tunesien, Pakistan, Nigeria und Libyen. Seit Jahresbeginn trafen 909 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Italien ein. Im Rahmen des Relocation-Programms wurden bisher 12.354 Flüchtlinge in andere EU-Länder umverteilt.

119.310 Migranten waren im Gesamtjahr 2017 von Libyen aus in Italien eingetroffen, das sind 34 Prozent weniger als im Jahr 2016, als 181.436 Flüchtlinge das Land erreicht hatten. 6.340 illegal eingereiste Migranten wurden 2017 aus Italien ausgewiesen, das sind 19,6 Prozent mehr als im Vorjahr. (APA, 6.4.2018)