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Eine Facebook-Pause tut dem Körper gut, ergab eine australische Studie – und doch macht die Abstinenz unzufrieden.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Brisbane – Wer sich von seiner eigenen Social-Media-Aktivität gestresst fühlt, könnte durchaus von einer Auszeit profitieren: Ein entsprechendes Entzugsprogramm hat nämlich entscheidenden Einfluss auf den körperlichen Hormonhaushalt, wie nun australische Wissenschafter herausgefunden haben. Insbesondere die Cortisolwerte, ein Schlüsselhormon bei der Stressentwicklung, werden vom Umgang mit sozialen Medien beeinflusst. Eine radikale Social-Media-Entgiftung hätte allerdings auch seine Schattenseiten: Sich den digitalen Netzen gänzlich zu entziehen kann sich auch negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirken.

Heilsamer Facebook-Urlaub

Das Forscherteam um Eric Vanman von der University of Queensland in Brisbane und der Australian Catholic University schließt aus seinen Ergebnissen, dass eine vorübergehende Abstinenz von Facebook und Co gesundheitlich mehr Vorteile bringt, als ein kompletter Bruch mit den Sozialen Medien. "Der typische Facebook-User dürfte mitunter von der großen Menge an verfügbaren sozialen Informationen überwältigt und letztlich überanstrengt sein", meint Vanman. "Ein kurzer Facebook-Urlaub wirkt sich in solchen Fällen positiv aus."

Die Forscher analysierten für ihre im "Journal of Social Psychology" präsentierte Untersuchung den Umgang von 138 Testpersonen mit Sozialen Medien. Eine Hälfte davon musste für eine gewisse Zeit abstinent werden, die andere Hälfte machte weiter wie bisher. Vanman und seine Kollegen räumen zwar ein, dass diese geringe Zahl im Vergleich zu den rund zwei Milliarden Facebook-Mitgliedern kein eindeutiges Ergebnis liefern kann, ein gewisser Trend sei allerdings aus ihren Daten durchaus herauszulesen.

Unerkannte langfristige Auswirkungen

So stellten die Wissenschafter beispielsweise im Speichel der Probanden eine signifikante Reduktion der Cortisolwerte fest, sobald diese ihre Facebook-Aktivitäten eingestellt hatten. Dass die Testpersonen sich bei der anschließenden Befragung aber durchwegs nicht weniger gestresst fühlten, könnte nach Ansicht der Forscher darauf hindeuten, dass Soziale Netzwerke langfristig biologische Auswirkungen auf uns haben, die bislang unerkannt seien.

"Obwohl jene Teilnehmer, die Facebook zwischenzeitlich mieden, eine eindeutige physiologische Verbesserung hinsichtlich ihrer Stresshormone zeigten, ergab ihre psychologische Untersuchung eher eine Verschlechterung: Sie gaben an, dass sie sich unwohler fühlten als vor der Facebook-Abstinenz", erklärte Vanman. Demnach gaben die Testpersonen an, sie seien unzufrieden mit ihrem Leben und würden nur darauf warten, ihre Aktivitäten im Sozialen Netzwerk wieder aufnehmen zu können.

Zwiespältige Resultate

Mit anderen Worten: Eine Trennung von Facebook scheint dem Körper zumindest aufgrund der Hormonwerte gut zu tun, dem seelischen Wohlbefinden dagegen dient es offenbar nicht. Was man aus diesen zwiespältigen Resultaten schließen könne, sei vorerst noch unklar, meint Vanman. Was die Sozialen Medien langfristig mit in dieser Hinsicht besonders aktiven Menschen macht, müssten künftige Studien klären – immerhin existieren derartige Netzwerke erst seit wenigen Jahren. (tberg, 8.4.2018)