Bei den neuerlichen Zusammenstößen im Grenzbereich des Gaza-Streifens wurden mehr als 1.300 Menschen verletzt.

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Demonstranten tragen den tödlich verletzten Fotografen Yasser Murtaja.

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Gaza/Jerusalem –Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat der israelischen Armee einen gezielten Beschuss von Journalisten vorgeworfen. Bei palästinensischen Protesten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel waren am Freitag neun Menschen getötet worden, darunter der palästinensische Fotoreporter Yasser Murtaja.

Der Fotograf sei durch eine Weste mit der Aufschrift "Presse" klar als Journalist zu erkennen gewesen, erklärte RSF-Generalsekretär Christophe Deloire am Samstag. Auf Murtaja sei ganz offensichtlich absichtlich geschossen worden. Die Organisation forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls. Die Schuldigen für dieses "Verbrechen gegen die Pressefreiheit" müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Der 30-jährige Murtaja war von Schüssen getroffen worden, während er östlich von Chan Junis Fotos der Proteste machte. Ein AFP-Foto des verletzten Fotografen zeigt, dass dieser eine Presse-Weste trug. Murtajas Bruder Motassem, ebenfalls Journalist, sagte, Ziel der Schüsse seien "ganz klar Journalisten" gewesen.

Die israelische Armee lehnte eine Stellungnahme ab und erklärte, der Vorfall werde untersucht. Murtaja wurde am Samstag in Gaza zu Grabe getragen.

Neun Tote

Die Zahl der bei den massiven Protesten an der Grenze zu Israel getöteten Palästinenser ist auf neun gestiegen. Ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums teilte am Samstag mit, 1.354 weitere Menschen seien am Vortag bei den Konfrontationen im Grenzbereich des Gaza-Steifens verletzt worden.

Unter den Toten seien auch ein 16-Jähriger und ein palästinensischer Journalist, hieß es in der Mitteilung. Auch Frauen und Kinder seien verletzt worden. 491 Menschen erlitten den Angaben zufolge Schussverletzungen, viele andere klagten über Beschwerden nach dem Einsatz von Tränengas. Auch unter den Verletzten sollen sechs palästinensische Journalisten sein. Die Reporter hätten Warnwesten getragen, die sie als Pressevertreter kenntlich gemacht hätten, teilte der Palästinensische Journalistenverband mit.

31 Tote seit Karfreitag

Insgesamt kamen seit Karfreitag beim schlimmsten Ausbruch der Gewalt seit 2014 mindestens 31 Palästinenser ums Leben, 2.500 bis 2.800 wurden verletzt. Israelische Soldaten schossen nach Armeeangaben gezielt auf palästinensische Rädelsführer. Viele der Getöteten waren nach israelischen Angaben militante Palästinenser.

Nach Angaben der israelischen Armee waren am Freitag rund 20.000 Palästinenser an Protesten und Ausschreitungen entlang der Grenze beteiligt. Sie setzten an vielen Orten Autoreifen in Brand. Es habe zahlreiche Versuche gegeben, im Schutz der Rauchschwaden den Grenzzaun zu beschädigen und Sprengsätze zu legen, teilte die Armee mit.

Die radikalislamische Hamas hatte vor einer Woche den "Marsch der Rückkehr" gestartet, insgesamt sollen die Proteste sechs Wochen andauern. Anlass ist der 70. Jahrestag der Gründung Israels am 14. Mai. Am gleichen Tag soll die US-Botschaft auf Beschluss von US-Präsident Donald Trump nach Jerusalem umziehen.

Die Palästinenser sehen die israelische Staatsgründung als Katastrophe an, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie fordern ein Rückkehrrecht auf ihr enteignetes Land. (APA, 7.4.2018)