Böhmermanns Dankrede für die Romy: "Sie wurden von einem unseriösen, windigen Populisten hinters Licht geführt – wahrscheinlich zum allerersten Mal in Ihrer Geschichte."

Foto: ORF TVthek Screenshot

Wien – Die Romy für Show/Unterhaltung ging Samstagabend an Jan Böhmermann ("Neo Magazin Royale") – gut vorbereitet mit seinem "Internet-Propagandavideo", wie und mit wem er den Fernsehpreis des "Kurier" abholen wird. "Liebe Österreicherinnen, liebe Österreicher, ich habe Sie angelogen von vorne bis hinten angelogen. Ich habe ihnen das erzählt, was Sie hören wollten. Sie wurden von einem unseriösen, windigen Populisten hinters Licht geführt – wahrscheinlich zum allerersten Mal in Ihrer Geschichte."

Böhmermanns Wahlversprechen: Er werde den Preis in einer "glitzernden Burka" entgegennehmen und damit gegen das österreichische Verhüllungsverbot verstoßen.
NEO MAGAZIN ROYALE
Vom Roten Teppich der Romy-Gala.
ORF

Böhmermann erklärte in seiner Dankrede auch gleich, warum er gerne in Österreich ist: "Ich freue mich immer, mich als Deutscher in einem Land auszuruhen, das vom Zweiten Weltkrieg und von der Verantwortung für den Nationalsozialismus so unberührt ist wie Österreich."

"Angst" hatte Böhmermann am Beginn seiner Rede – dass "spontan der ORF abgeschafft wird und ersetzt durch 24-Stunden Livestream von FPÖ-TV". Doch dass der – nach Böhmermanns Erkenntnissen aus Hintergrundgesprächen "18 Jahre alte" – Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) noch während der Romy-Verleihung den künftigen Channel Manager des ORF-Fernsehens mit Zufallsgenerator und geschlossenen Augen auswählen würde, beruhigte den ZDF-Satiriker: "Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist gerettet".

Und wo das öffentlich-rechtliche Fernsehen nun schon gerettet war, gingen die übrigen Romys an:

Platin: Iris Berben, würdig gewürdigt von Peter Simonischek

TV-Ereignis des Jahres: "Babylon Berlin" – zudem die erste Koproduktion von Sky und ARD, zu sehen übrigens auch im Herbst im ORF, kündigte Moderator Andi Knoll an.

Bester TV-Film: "Maximilian" (MR Film, ORF, ZDF). MR-Geschäftsführer und Teilhaber Oliver Auspitz "liebt Privatfernsehen", aber ob der Diskussionen der vergangenen Monate über öffentlich-rechtliches Fernsehen und Privates wandelt er warnend in seiner Dankrede Falco ab: "Wir werden den ORF erst richtig lieb haben, wenn er ganz tot ist."

Aufregendste Fernsehminuten 2017: Das österreichische Frauen-Nationalteam bei der Fußballeuropameisterschaft – für die Mannschaft auf dem Podium: Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, Torfrau Manuela Zinsberger und Trainer/Teamchef Dominik Thalhammer.

Preis der Jury: "Unser Österreich" in der Reihe "Universum History" – bei der Gelegenheit kam ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner, am Tisch in der Nähe von Medienminister Blümel verortet, auf die Bühne. Ihre Erkenntnis des Abends: "Mut ist nicht, keine Angst zu haben. Mut ist zu entdecken, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst*".

Preis der Jury: "You Are Wanted" von und mit Matthias Schweighöfer – weil erste rein europäische Serie von Amazon

Information: Nadja Bernhard (nominiert für die Livesendung zur Nationalratswahl 2017)

Beliebtester Schauspieler Serie: Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau ("Hubert und Staller"), vielleicht, weil mit ihrer Gemeinsamkeit nun Schluss ist.

Beliebteste Schauspielerin Kino/TV: Nina Proll – sie ließ sich von ihrem Mann Gregor Bloeb vertreten – für "Anna Fucking Molnar".

Beliebtester Schauspieler Kino/TV: Elyas M'Barek – seine zweite Romy für den dritten Teil von "Fack Ju Göthe".

Beste Serienschauspielerin: Hilde Dalik ("Vorstadtweiber").

(red, 7.4.2018)