Nach wie vor wird Ostghouta bombardiert.

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Damaskus/Washington/Paris/Moskau – Russland und Syrien machen das israelische Militär für den Luftangriff auf die syrische Militärbasis in Homs verantwortlich. Zwei israelische Kampfjets vom Typ F-15 hätten in der Nacht auf Montag aus dem libanesischen Luftraum heraus acht Raketen auf den Flugplatz T4 abgefeuert, teilte das russische Verteidigungsministerium den Agenturen Tass und Interfax am Montag mit.

Die syrische Luftabwehr habe fünf Raketen abgefangen, die drei anderen hätten den westlichen Teil des Geländes getroffen, hieß es. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, dass israelische Flugzeuge mehrere Raketen auf Syrien abgeschossen hätten.

Nach den USA hatte zuvor auch Frankreich erklärt, nicht für den Angriff auf den Militärflughafen verantwortlich zu sein. "Wir waren es nicht", sagte der Sprecher des französischen Generalstabs, Patrik Steiger, am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Auch das US-Verteidigungsministerium hat jegliche Verantwortung für den Angriff zurückgewiesen. Die israelische Armee wollte keinen Kommentar abgeben. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei 14 Kämpfer getötet, unter ihnen auch Iraner. Keine Angaben konnte die Beobachtungsstelle darüber machen, wer hinter dem Angriff steht.

Trump warnt Damaskus

Der Raketenangriff folgte jedenfalls auf Berichte über einen mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee auf die Stadt Douma in der Rebellenhochburg Ostghouta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1.000 verletzt worden sein sollen.

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Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron telefonierten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien. Die beiden hätten sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Bashar al-Assad für den mutmaßlichen Giftgasangriff zur Verantwortung gezogen werden müsse. Allerdings gab es zunächst keine stichhaltigen Beweise dafür, dass er auf das Konto Assads geht. Die Assad-Verbündeten Russland und Iran weisen die Vorwürfe zurück.

"Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art des Angriffs auszutauschen und eine starke gemeinsame Reaktion zu koordinieren", hieß es vom Weißen Haus. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem UN-Sicherheitsrat abstimmen, der am Montag zusammentritt, hieß es in einer Mitteilung aus Frankreich.

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UNO-Sicherheitsrat will aktiv werden

Nach dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff will sich der Sicherheitsrat am Montag damit befassen. Die USA beantragten die Dringlichkeitssitzung mit acht weiteren Staaten, darunter auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien, am Sonntag. "Der Einsatz von Chemiewaffen, um unschuldige syrische Zivilisten zu verletzen und zu töten, ist zu gewöhnlich geworden", teilte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley mit. "Der Sicherheitsrat muss zusammenkommen und unmittelbaren Zugang für Retter fordern, eine unabhängige Untersuchung zum Hergang unterstützen und die für diese abscheuliche Tat Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen."

Russland hat für Montag seinerseits eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats angekündigt. Dabei werde es um die "Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit in der Welt" gehen, sagte ein Sprecher der russischen Vertretung bei der Uno am Sonntag laut russischen Agenturberichten. Nähere Angaben machte er nicht.

Busse für Kämpfer

Am Freitagabend waren die Kämpfe um Douma, das von der islamistischen Rebellengruppe Jaysh al-Islam (Armee des Islam) kontrolliert wird, nach einigen Tagen Ruhe erneut eskaliert. Nachdem die Evakuierung von Douma mit russischer Hilfe ausgehandelt worden war, begann diese am Sonntagabend. Rebellen und Zivilisten begannen ihren Abzug aus der letzten von den Rebellen kontrollierten Stadt in Ostghouta, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Laut einem Bericht von Sana sollten die Kämpfer von Jaysh al-Islam und ihre Familien mit Bussen in die nordsyrische Stadt Jarablus gebracht werden. (red, APA, 9.4.2018)