Paris/Wien/Ankara – Die Türkei soll den prominenten österreichischen Jihadisten Mohamed M. im Rahmen eines Gefangenenaustausches der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien übergeben haben. Dies berichtet die französische Zeitung "Journal Du Dimanche" nach Angaben des "Kurier". Auf diese Weise seien 46 Türken freigekommen, die bei der Einnahme von Mosul im Juni 2014 in IS-Gewalt geraten seien.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte im September 2014 verkündet, dass sein Geheimdienst die Geiseln in einer nächtlichen "Rettungsoperation" heimgeholt habe. Nach Angaben der französischen Zeitung handelte es sich aber um einen Tauschhandel, in dessen Zuge Jihadisten aus mehreren Staaten aus türkischen Gefängnissen über die Grenze zum IS geschafft worden seien. Unter ihnen habe sich auch Mohamed M. befunden.

"Solche Sachen möglich"

Erdoğan selbst hatte Spekulationen über einen Tauschhandel kurz nach der "Rettungsoperation" befeuert. "So mancher könnte sagen, dass es möglicherweise einen Austausch gegeben hat", sagte er Ende September 2014 in einer Rede vor dem "Council on Foreign Relations" in New York. "Ich sage nur, dass solche Sachen möglich sind", sagte er auf eine entsprechende Frage. Er bestritt zugleich, dass es "irgendeine Form von finanzieller Beziehung gegeben hat, das ist klar". Offiziell hat die Türkei wiederholt bestritten, dass sie Gefangenen mit Terrororganisationen wie dem "Islamischen Staat" (IS) austauscht.

Mohamed M. war im März 2013 in der Türkei wegen eines gefälschten Reisedokuments verhaftet worden. Seinen österreichischen Pass hatte er damals öffentlichkeitswirksam verbrannt. Medienberichten zufolge beantragte er in der Türkei auch Asyl. Im April 2014 lehnte die Türkei einen beantragte Auslieferung nach Österreich aufgrund einer fehlenden Anklage ab. Laut einem Bericht von "Spiegel Online" wurde er am 19. August 2014 aus dem Polizeigewahrsam im türkischen Konya entlassen und tauchte danach ab. Das österreichische Innenministerium bestätigte Ende September, dass sich M. nicht mehr in türkischer Haft befindet.

M. dürfte sich als IS-Kämpfer nach Syrien abgesetzt haben. Im syrischen Palmyra soll er an der Ermordung von insgesamt neun Menschen beteiligt gewesen sein. Ein im August 2015 veröffentlichtes Video zeigt ihn, wie er einen vor ihm knienden Mann erschießt. In Österreich wurden daraufhin Ermittlungen wegen Mordes eingeleitet. Es ist unklar, wo er sich aufhält und ob er noch am Leben ist. (APA, 9.4.2018)