Pep Guardiola setzen die zuletzt bitteren Niederlagen zu: "Vielleicht liegt es an mir."

Foto: APA/AFP/PAUL ELLIS

Manchester/Rom – Wenn Pep Guardiola über Jürgen Klopp spricht, fallen meist große Worte. Der Deutsche sei ein "Taktikmeister", ein "echter Fuchs", sagt der Katalane, der weiß, wovon er spricht: Gegen keinen anderen Trainer hat er so oft verloren. Beim Wiedersehen am Dienstag (20.45 Uhr, Sky und im Liveticker) muss nicht nur deswegen ein kleines Wunder her, wenn Guardiola mit Manchester City doch noch das Halbfinale der Champions League erreichen will.

"Im Fußball kann alles passieren. Es sind noch 90 Minuten zu spielen. Wir müssen aufstehen, zurückkommen – und gewinnen", sagt Guardiola vor dem Rückspiel gegen den FC Liverpool. Ein Sieg alleine reicht aber noch nicht: Nach dem 0:3 im Hinspiel braucht City mindestens drei Tore, um zumindest die Verlängerung zu erreichen. Wie das geht, wissen die Blues immerhin. Im September schickte City Liverpool in der Premier League mit 5:0 nach Hause.

"Vielleicht liegt es an mir"

Gelingt das Wunder nicht, endet für Guardiola die Jagd nach der größten Trophäe des europäischen Vereinsfußballs wieder einmal vorzeitig. 2009 und 2011 hatte er mit dem FC Barcelona den Pokal geholt, seither wartet er vergeblich auf eine weitere Krönung: Mit Bayern München scheiterte er dreimal in Folge im Halbfinale, vergangene Saison kam mit City das Aus schon im Achtelfinale gegen Monaco.

Auffallend dabei: Guardiolas Mannschaften fallen gerne in sich zusammen. In Liverpool kassierte City seine drei Gegentore in nur 19 Minuten, ähnlich war es ihm mit den Bayern in den Halbfinals 2014 (0:4 gegen Real Madrid) und 2015 (0:3 beim FC Barcelona) ergangen. "Ich habe viele Champions-League-Spiele in nur zehn oder 15 Minuten verloren. Ich denke darüber sehr oft nach. Vielleicht liegt es an mir", sagt Guardiola.

Auch im Derby am Samstag gegen Manchester United (2:3) schenkte City eine 2:0-Führung in nur 16 Minuten her. Die Meisterschaft ist dem Spitzenreiter aber kaum noch zu nehmen. Das bedeutet auch: Weil City im FA-Cup an Drittligist Wigan gescheitert ist und den Ligapokal schon gewonnen hat, könnte die Saison am Dienstag praktisch vorbei sein. Viel zu früh für einen Klub, der vor einem Jahr erneut 315 Millionen Euro investierte.

Hoffen auf Salah

Klopp, der in Deutschland und England sieben Siege in 13 Spielen gegen Guardiola feierte, dürfen diese Zahlen egal sein. Erstmals seit zehn Jahren kann Liverpool wieder ins Halbfinale einziehen, damals hatte man ebenfalls in einem rein englischen Duell Arsenal ausgeschaltet. Die Statistik hat Klopp jedenfalls auf seiner Seite: In der Königsklasse gab es bislang 126-mal einen 3:0-Heimsieg im Hinspiel. In 119 Fällen reichte das zum Weiterkommen.

Trotzdem betont Klopp, man müsse noch einmal "höllisch arbeiten". Verzichten muss er auf den gesperrten Kapitän Jordan Henderson, hoffen darf er auf Torjäger Mohamed Salah. Der Ägypter hatte im Hinspiel das erste Tor erzielt, sich später aber leicht an der Leiste verletzt.

Valverde hofft auf Triple, Roma auf Wunder

Auch Barcelona ist drauf und dran, nach drei Jahren wieder das CL-Halbfinale zu erreichen. 2015 holten die Katalanen gegen Juventus dann den Titel. Angeführt von einem torhungrigen Messi – der Argentinier traf am Wochenende beim 3:1 gegen Leganes dreimal – strebt Barcelona im ersten Jahr unter Ernesto Valverde das Triple an. Valverde hat in seinen ersten 50 Spielen so wenige Niederlagen wie noch kein anderer Barca-Trainer erlitten. Nur drei sind es bisher, zwei davon ereigneten sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Supercup gegen Real.

Seither zeigt sich Barcelona praktisch unbesiegbar. Unter Valverde hat die Mannschaft auch nur 26 Gegentore kassiert, was den 54-Jährigen in dieser Statistik ebenfalls zur Nummer eins der Klubgeschichte macht.

Die "Gazzetta dello Sport" sprach deshalb von einer "heroischen Tat", die die Roma vollbringen müsse. Außenverteidiger Aleksandar Kolarov nahm bereits das Derby gegen Lazio ins Visier. "Wir müssen zeigen, dass wir die Qualität haben, auch künftig in der Champions League zu spielen", sagte der Serbe. (sid, APA, red, 9.4.2018)