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Aus dem Bett gehüpft, das Schwert geschnappt und los: Die Uhr tickt in "Minit" (Windows, Mac, Linux, PS4, Xbox One, 9,99 Euro), allerdings nicht sehr lange. Nur eine Minute dauert es in diesem trügerisch kleinen, trügerisch simplen 2D-Rollenspiel – maximal – vom Spielstart bis zum Heldentod. Dann heißt es zurück zur Unterkunft, wo man wie von Zauberhand wiederbelebt von Neuem auf der Matte steht – Minute für Minute für Minute.

Ein verfluchtes Schwert ist dafür verantwortlich, dass die Lebensdauer des kleinen Helden so radikal auf die titelgebende Minute geschrumpft ist, und trotzdem lässt sich viel ausrichten, wenn man nur oft genug von den Toten wiederkehrt. Zum Glück bleiben einmal errungene Gegenstände erhalten und auch gelöste Aufgaben bleiben erledigt. Überdies lassen sich in der einen Minute Fußmarsch auch andere Unterkünfte finden, die fortan als Ausgangspunkt für noch weitere Erforschungen im Minutentakt dienen. Voilà – fertig ist ein ungewöhnliches Abenteuer, das das klassische Gameplay früher "Zeldas" mit einem faszinierenden Gimmick in die Gegenwart holt.

Minimalismus in Perfektion

Die zentrale Idee von "Minit" mag simpel sein, originell ist sie aber auch. Die Konsequenz und Souveränität, mit der aus diesem Spielelement ein absolut charmantes, absolut kurzweiliges Abenteuer entsteht, ist kein Zufall, denn seine Entwickler sind alte Hasen: Jan Willem Nijman ist eine Hälfte des holländischen Mobile-Kultstudios Vlambeer, Kitty Calis hat als Produzentin unter anderem an "Horizon Zero Dawn" mitgearbeitet und auch die anderen beiden "Minit"-Macher sind im Indiebereich keine Unbekannten.

"Minit" wirkt in seiner schwarz-weißen Retro-Ästhetik im ersten Moment karg, doch die liebevollen Details und der stilsichere monochrome Game-Boy-Style entlocken auch ansonsten nicht dem Pixelhipstertum zugeneigten Zeitgenossen ein Lächeln. In Verbindung mit einem absolut gelungenen Soundtrack ist "Minit" auf seine Weise, fernab vom AAA-Hochglanz, ein Spiel mit gelungener Präsentation.

Ein kurzer Spaß

Dass ein Spiel, das als zentrales Gameplay-Element minutenkurze Häppchen hat, nicht episch lang ist, sollte nicht überraschen; dass nach etwa zwei Stunden allerdings abgesehen von einem New Games+-Modus schon Schluss mit "Minit" ist, nimmt man dann doch eher bedauernd zur Kenntnis.

In seiner kurzen Spielzeit unterhält "Minit" allerdings großartig und verzichtet gänzlich auf wiederholendes Füllmaterial, mit dem man die Spieldauer auch strecken hätte können: Die Beschränkung auf 60 Sekunden Zeit pro "Leben" schlägt sich in originellem Rätseldesign und abwechslunsgreichen Aufgaben nieder, und man ist abwechselnd mit dem Erforschen der offenen, aber naturgemäß kleinen Spielwelt und dem Perfektionieren von Wegen zur Rätsellösung beschäftigt. In gewisser Weise ist man konstant zur sanften Perfektionierung kleiner "Speedruns" gezwungen – der Schwierigkeitsgrad steigt dabei allerdings niemals ins übermäßig Frustrierende. "Minit" ist tatsächlich nicht nur versierten, sondern auch neuen und überdies jenen Spielerinnen und Spielern zu empfehlen, die das letzte Mal zu Zeiten der Ur-"Zeldas" ein Pixelschwert in der Hand hatten.

"Minit" im Trailer.
DevolverDigital

Fazit

Eine gute Idee, perfekt umgesetzt, nicht mehr, nicht weniger: Es ist erfrischend, in Zeiten überbordender Featuritis kleine, konzentrierte Spiele wie "Minit" zu sehen, die sich auf Originalität und eine übergroße Portion Charme verlassen können, um eine Zeitlang großartig zu unterhalten.

Dass diese Zeitspanne im Fall von "Minit" für seinen Preis etwas gar kurz ausgefallen ist, ist ein Kritikpunkt, den man bei aller Sympathie nicht unerwähnt lassen sollte. Wer sich daran nicht stört oder auf einen Preissturz wartet, bekommt mit "Minit" ein gelungenes Stück originelles Gamedesign in knuddeligem Minimalismus. (Rainer Sigl, 13.04.2018)