Wien – Prominente Wissenschafter üben Kritik an der Arbeit der Historikerkommission, die sich mit der Geschichte der FPÖ auseinandersetzen soll. In einer Resolution anlässlich des "Österreichischen Zeitgeschichtetags", der vom 5. bis 7. April an der Universität Wien ausgerichtet wurde, wird bedauert, dass die Untersuchung noch immer keine transparente professionelle Vorgangsweise erkennen lasse. Mehr als 570 Personen haben die Resolution seither unterzeichnet, darunter namhafte Historiker wie Margit Reiter, Oliver Rathkolb, Dieter Pohl und Karin Schmidlechner.

Die Unterzeichner kritisieren etwa, dass sich die Kommission nur mit der FPÖ, nicht aber mit den schlagenden Burschenschaften auseinandersetzen soll, obwohl der Anlassfall für die Einsetzung der Kommission ein antisemitisches Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt" war.

"Parteiinterne Arbeitsgruppe"

Weiters wird bedauert, dass bisher nicht offengelegt wurde, was genau Forschungsgegenstand der Historikerkommission ist. Zudem sei völlig unklar, welche wissenschaftlich ausgewiesenen Mitarbeiter neben dem Vorsitzenden Wilhelm Brauneder an dem Bericht, der ja bereits als Zwischenreport nach dem Sommer dieses Jahres vorliegen soll, mitwirken werden oder welche Archive und Quellen Teil der Untersuchung sind.

Eine wissenschaftliche Aufarbeitung könne jedoch nie Diskretion für sich in Anspruch nehmen, sondern müsse von Transparenz bestimmt sein, heißt es in der Resolution. Daher könne derzeit auch nicht von einer Historikerkommission gesprochen werden, sondern "höchstens von einer parteiinternen Arbeitsgruppe mit unbekannten Mitgliedern, unter der Leitung eines Rechtshistorikers".

Die Unterzeichner fordern daher neben der "umfassenden Erforschung der Geschichte der FPÖ inklusive der parteinahen Studentenverbindungen" auch die "öffentliche Nominierung wissenschaftlich ausgewiesener und unabhängiger internationaler und österreichischer Expertinnen und Experten". Zudem müssten ein freier Zugang zu allen Quellen zur Geschichte der FPÖ sowie der parteinahen Burschenschaften sichergestellt werden sowie eine "Open Access-Veröffentlichung der Zwischenberichte und des Endberichts jeweils unmittelbar nach Fertigstellung" erfolgen, heißt es in dem Aufruf. (APA, red, 9.4.2018)