Wien/Moskau/Washington – Viele Unternehmen mit Russland-Verbindungen waren am Montag Leidtragende der verschärften Sanktionen, die Washington erst am Freitag gegen Moskau verhängt hat. Kaum eines aber war so stark betroffen wie die Raiffeisen Bank International (RBI).

Das Papier verlor im Handelsverlauf fast 14 Prozent an Kurswert und zog damit auch den Gesamtmarkt deutlich in den roten Bereich. Der Leitindex ATX an der Wiener Börse verlor zeitweise 2,38 Prozent.

Ein Analyst verwies auf das Russland-Engagement der RBI und die Turbulenzen an den russischen Märkten, die sich kurz nach Handelsbeginn Montagfrüh einstellten. Die Verhängung neuer US-Sanktionen gegen Russland hat die Anleger massig aus russischen Anlageklassen getrieben. Sowohl Staatsanleihen als auch russische Aktien rutschten deutlich ab, der russische Leitindex RTS brach zuletzt um gut elf Prozent ein. Die USA hatten am Freitag Dutzende russische Geschäftsleute und Firmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, mit Strafmaßnahmen belegt. Neben der RBI erwischte es am Wiener Markt auch die in Russland stark engagierte OMV hart. Die Titel des Ölkonzerns sackten am Nachmittag um 4,87 Prozent ab. Zudem büßten Strabag-Papiere bis zu 3,54 Prozent ein. Der Baukonzern, an dem der mit US-Sanktionen belegte russische Oligarch Oleg Deripaska eine Sperrminorität hält, fühlt sich von den Sanktionen aber nicht unmittelbar betroffen. Die Strabag werde in den neuen US-Sanktionsregeln nicht genannt, und Deripaska bzw. seine Firmen hätten auch keine Mehrheitsbeteiligung an der Strabag, hieß es in einer Stellungnahme.

Unter Abgabedruck

Unter starkem Abgabedruck standen zu Wochenbeginn aber auch Papiere des Industriekonzerns Sulzer und weiterer Schweizer Unternehmen, an denen der russische Oligarch Viktor Vekselberg namhaft beteiligt ist. Im Visier der Amerikaner stehen zudem Gesellschaften, an denen die Oligarchen wie bei Sulzer die Mehrheit halten. Der Konzern aus Winterthur vereinbarte deshalb über das Wochenende, eigene Aktien von Vekselbergs Renova zu kaufen, sodass der Anteil der Beteiligungsgesellschaft an Sulzer unter 50 Prozent fällt. Dennoch gaben Sulzer-Aktien zeitweise um 16 Prozent und damit noch etwas deutlicher als Raiffeisen nach.

Unter starkem Druck steht nach wie vor die türkische Landeswährung Lira. Am Montag war ein Euro zwischenzeitlich erstmals in der Geschichte mehr als fünf Lira wert. Auch im Verhältnis zum US-Dollar erreichte die türkische Währung einen neuen Tiefststand: Ein Dollar kostete bis zu 4,07 Lira. Experten führen die Liraschwäche vor allem auf das hohe türkische Leistungsbilanzdefizit sowie die niedrigen Realzinsen zurück.

Fester hat nach dem Kursrutsch vom Freitag hingegen die New Yorker Wall Street eröffnet.

Gut aufgenommen wurde an der Börse der Sonntagabend vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank beschlossene Wechsel an der Spitze des größten deutschen Bankinstituts. Christian Sewing löst den seit Mitte 2015 amtierenden John Cryan mit sofortiger Wirkung ab. Aktien der Deutschen Bank legten zeitweise um vier Prozent zu und führten damit den Euro-Stoxx-50 an.

Der neue Konzernchef hat in einem Brief an die Mitarbeiter der Bank sogleich "harte Entscheidungen" angekündigt. Er will als neuer Chef der Bank hart durchgreifen, um das Institut nach drei Verlustjahren wieder auf Vordermann zu bringen. (APA, red, 9.4.2018)