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Derzeit hat Oleg Deripaska wenig Grund zum Lachen.

Foto: Reuters

Schwarzer Montag an der russischen Börse: Der Aktienmarkt in Moskau gab zu Wochenbeginn um mehr als zehn Prozent nach, die Landeswährung Rubel schwächelt massiv gegenüber Euro und Dollar. Während praktisch alle Konzerne im Minus standen, war der Aluproduzent Rusal von Oligarch Oleg Deripaska eindeutig der Verlierer des Tages.

Einst hatten Spekulationen über seine Nähe zur russischen Führung den Aufstieg des Rohstoffmagnaten bewirkt. Nun drohen ausgerechnet die guten Beziehungen zum Kreml das Imperium des 50-Jährigen einzureißen. Deripaska, der auch einen Anteil an der Baufirma Strabag hält, wurde zusammen mit seinen Firmen Rusal, Basowoi Element, Gaz und En+ auf die schwarze Liste des US-Finanzministeriums gesetzt. Auf die Strabag hätten die Sanktionen hingegen keinen Einfluss, wird in Wien betont.

In Washington wird Deripaska der Einmischung in die US-Wahlen verdächtigt. Seit Monaten ermitteln die Behörden über sein Verhältnis zu Donald Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort. Der stand auf Deripaskas Gehaltsliste. Neue Nahrung erhielten die Spekulationen durch jüngst aufgetauchtes Videomaterial, das den Oligarchen auf seiner Yacht mit Russlands Vizepremier Sergej Prichodko zeigt. In dem Video, aufgenommen 2016 von einem Escort-Girl, das Deripaska bei dem Ausflug begleitete, sprechen die beiden Männer über die US-Wahl.

Bedeutender Effekt

Am Montag hat Rusal eine Warnung über mögliche Folgen für das Unternehmen herausgegeben. Die genauen Auswirkungen der Sanktionen würden noch geprüft, heißt es da, aber in jedem Fall würden sie einen "bedeutenden negativen" Effekt auf das Geschäft des Konzerns und seine weitere Entwicklung haben. Schlimmer noch: Rusal warnt vor möglichen Zahlungsausfällen, auch wenn der Konzern in der Erklärung betont, bislang alle Verpflichtungen zu erfüllen.

Der Aluriese kündigte zudem an, im Zusammenhang mit den neuen Restriktionen auch die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts für das Jahr 2017 wohl zurückzustellen. Bei den Anlegern an der Börse in Hongkong, wo die Rusal-Papiere 2010 gelistet wurden, kam die Meldung nicht gut. Nach Bekanntwerden der Nachricht setzte ein fast panischer Ausverkauf ein. Zu Börsenschluss hatte der Konzern rund die Hälfte an Wert verloren. Auch in Moskau gerieten die Papiere massiv unter Druck und verloren im Tagesverlauf rund 30 Prozent.

Die Nervosität ist verständlich. Das Geschäftsmodell von Rusal ist international ausgerichtet. Zugleich drückt den Konzern seit Jahren ein riesiger Schuldenberg. Ende 2017 stand Rusal mit 7,5 Milliarden Dollar in der Kreide. Bis 2020 muss Rusal alljährlich 600 Millionen Dollar an Krediten zurückzahlen. Ohne Refinanzierung wird das problematisch.

Russland hat immerhin schon Hilfe angekündigt. Premier Dmitri Medwedew beauftragte sein Kabinett mit der Ausarbeitung von Unterstützungsmaßnahmen für alle Firmen, die von den Sanktionen betroffen seien. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow kündigte an, alles Mögliche zu tun, um die Schäden für die Betroffenen zu minimieren. Als möglich gilt ein Einstieg des Staats, um Rusal als strategisch wichtiges Aktiv zu retten. Für Deripaska wäre diese Variante wenig verlockend. Der einst reichste Mann Russlands würde damit die Kontrolle über Rusal verlieren. (André Ballin aus Moskau, 10.4.2018)