Wien – Über Jahre war Ssangyong eine sichere Bank, wenn es um Beiträge zur Kollektion der hässlichsten Autos der Welt ging. Die haben sogar extra einen total schrägen englischen Designer angeheuert, Ken Greenley, auch von MG her bekannt. Das ist auf einmal, unter der Ägide von Mahindra, nicht mehr wahr, der Rexton ist ein herzeigbar gezeichneter SUV.

Wir haben das Topmodell in Fünf-Sitzer-Konfiguration ausgefasst, und wie sich zeigte, erzählt man das Auto am Besten zweigeteilt: als Steh- und als Fahrzeug.

Keine Frage, der Rexton ist ein sauber gezeichneter SUV, ein prinzipiell kommoder, jedenfalls robuster Weg- und Abweggefährte mit enorm viel Platz. Was fehlt, ist etwa eine Start-Stopp-Funktion.
Foto: Andreas Stockinger

Stehzeug zunächst. Erste Aktion: Kofferraumklappe auf. Ein riesiger Schlund gähnt einem entgegen und erheischt Füllung. 800 bis knapp 2000 Liter. Gute Güte, so viel Zeugs kriegen wir auf die Schnelle gar nicht zusammen! Nicht minder geräumig der Innenraum. Fünf Personen finden geradezu fürstliche Platzverhältnisse vor, und was die Materialanmutung, das viele hübsch vernähte Leder, das Holz, angeht, so wirkt sie fast schon nobel. Fächer und Ablagen zur Unterbringung von Ballast, auf den man jederzeit Zugriff wünscht? Bis zum Abwinken.

Der Kofferraum des Rexton.
Foto: Andreas Stockinger

An Komfortfeatures – beheizbares Lenkrad, beheiz- und kühlbare Vordersitze etc. – herrscht ebenfalls kein Mangel, und es wachen mehr (Sicherheits-)Assistenten über den Rexton als eine Katze Leben hat, inklusive übereifrigem Spurverlassenswarner.

So schaut der Rexton innen aus.
Foto: Andreas Stockinger

Jetzt zum Fahrzeug. Sieben-Gang-Wandlerautomatik, von Mercedes zugeliefert. 2,2-Liter-Diesel mit 181 PS, Eigenentwicklung. Eine komfortable Kombination auf der Höhe der Zeit. Von unten heraus macht der kernig klingende Kerl auf Draufgänger, aber hallo, oben geht's dann ein bisserl betulicher zu, doch am prinzipiellen Leistungswillen besteht kein Zweifel. Und über Testverbrauchswerte um die elf Liter braucht man sich angesichts von 2,3 Tonnen Leergewicht nicht zu wundern.

Wundern kann man sich indes übers Fahrwerk. Das ist nichts für anspruchsvolle Gemüter. Hier sei erwähnt, dass der Rexton als Allradler zwar Einzelradaufhängung hat, er aber weiterhin auf eine Leiterwagenkonstruktion setzt.

2,3 Tonnen wiegt der Rexton.
Foto: Andreas Stockinger

Das fährt sich auf ebenem Untergrund ja noch recht komfortabel, aber ein Freund der schräg angefahrenen Querrille ist er schon einmal nicht. Beim Fotografieren auf der Höhenstraße, Kopfsteinpflaster: Das knirscht und ächzt und greamelt, die rechte Seitenscheibe vorn fällt mit dunkler Dröhnfrequenz ins Konzert ein. Und auf der Autobahn flattert dir mitunter das Lenkrad, dass du meinst, unabsichtlich eine Massagefunktion aktiviert zu haben.

Für seine Größe hat der Rexton einen kleinen Wendekreis.
Foto: Andreas Stockinger

An positiven Aspekten zu erwähnen wären hingegen der tolle Einschlag – nur elf Meter Wendekreisdurchmesser! – und die Geländetauglichkeit. Dreht man am Wählschalter hinterm Schalthebel, wechselt der Hinterradantrieb zum Allrad. Noch einmal, und du bist in der Untersetzung.

Fazit Rexton? Ein großer SUV mit enorm viel drin und dran, da sind sogar 50.900 Euro als Preis gerechtfertigt. Stehzeug: sitzt, passt. Fahrzeug: wackelt und hat Luft – zur Optimierung. (Andreas Stockinger, 11.4.2018)

Foto: Andreas Stockinger