Wien/Burgenland – Jetzt sollen sie der Reihe nach kommen, die Hasser des autonomen Fahrens, und mir erklären, was am Selberstauen so toll ist, denk ich, während langsam mein Lieblingsschild an mir vorbeiwandert. Fährt man auf der A2 Richtung Wien, sieht man die Tafel, welche die Grenze zwischen Niederösterreich und Wien markiert, gar nicht, so klein ist sie.

Mythosschwarz metallic heißt die Farbe des Test-A8, die hier aber wegen des dezenten Schwarz-Weiß-Fotos nur schwarz ausschaut. Den Mythos, den erfahren wir uns.
Foto: Guido Gluschitsch

Nur wer im Südspeck wohnt und um 9 Uhr einen Termin in der Innenstadt hat, kennt die Tafel vielleicht, weil er auch schon neben ihr gestanden ist.

Ich habe schon vor einer halben Stunde, als ich auf die Autobahn aufgefahren bin, den größten Teil der Fahrarbeit an den Audi A8 übertragen. Ich geh' mich ja nicht ärgern. Den Abstandstempomaten habe ich auf drei Sekunden gestellt, und die Lenkung übernimmt auch fast zur Gänze der Wagen. Ich hab' nicht viel mehr zu tun, als meine Hand auf die Sprießeln vom Lenkrad zu legen und das Ganze zu überwachen. Quasi Fahrlehrer mit Eingriffsoption.

Der Schalthebel erinnert an den Gashebel auf Luxusyachten.
Foto: Guido Gluschitsch

Bei einem so großen Abstand zum Vordermann scheren einen dann nicht einmal die Kasperln, die ohne zu blinken – klar, sonst wäre man ja ure vorgewarnt – vor einem reinschneiden ...

Die Bedienleisten für die Lüftungsdüse und das Licht, links neben dem Lenkrad.
Foto: Guido Gluschitsch

So sitze ich also im A8 und genieße, dass ich mich nicht über den Stau aufregen muss, und kann es nicht erwarten, bis der A8 dann auch bei uns bis 60 km/h pilotiert, also quasi allein fahren darf. In Deutschland kommt das Feature im Herbst.

Ein Lächeln, ein Depp

Und als ich an die Geschichte vom ersten A8 denke, die Andreas Stockinger für Sie gleich hier festgehalten hat, huscht mir sogar ein Lächeln übers Gesicht. Die Dame im Auto neben mir hält mich ab jetzt zumindest für einen festen Deppen. Gut, dass Blicke nicht wehtun.

Das fast knopferlfreie Cockpit des A8.
Foto: Guido Gluschitsch

Stimmt schon, da kommt was zusammen, wenn man mit einem Lächeln im A8 sitzt. Weil beeindruckend ist der Wagen schon von außen. Groß ist er, und er hat eine elegante Linienführung.

Der riesige Grill zeugt von selbstbewusster Stärke, ist jedenfalls protzig, grad nicht blunzig. Aber das Heck! So schön.

Aber das Heck: so schön.
Foto: Guido Gluschitsch

Und das alles zusammen ist nichts gegen den Eindruck, den man im A8 beim Fahren hat. Das Luftfahrwerk markiert derzeit wohl die Messlatte in diesem Segment, was Komfort angeht. Über die Verarbeitung in einem Nobel-Audi um fast 160.000 Euro brauchen wir kein Wort verlieren. Was nur sein kann, ist, dass einem der riesige Automatikhebel nicht gefällt oder das fast vollkommene Fehlen von Knöpfen zur Bedienung von Heizung, Radio und Fernseher.

Ob die hinteren Schirme unter der Fahrt was zeigen, haben wir nicht kontrolliert, weil eh nichts Gescheites gelaufen wäre.
Foto: Guido Gluschitsch

Ach ja, dass der während der Fahrt dem Fahrer kein Bild zeigt, stört nicht. Wie wir gelernt haben, spielen s' eh nix Gscheits, und darum haben wir auch gar nicht probiert, ob die Screens in den Kopfstützen beim Fahren was zeigen.

Sprit sparen oder selber fahren? Beim A8 kann man sich das zu einem gewissen Teil regelrecht aussuchen.
Foto: Guido Gluschitsch

Dabei könnte gerade die Glotze im A8 auch den letzten Autonom-Gegner umstimmen. Oder der geringe Verbrauch vom A8, der bei aktivem Tempomaten rechtzeitig vom Gas geht, sodass man nicht zu schnell in den Kreisverkehr einfährt. Fährt man selbst, bekommt man ein Signal, vom Gas zu gehen. Das spart am Ende rund einen Liter Sprit und jede Menge Nerven. (Guido Gluschitsch, 12.4.2018)

Foto: Guido Gluschitsch