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Matthias Müller wäre gerne Porsche-Chef geblieben. Als er an die VW-Spitze berufen wurde, hat er klar gemacht, dass er bei Volkswagen nur für eine Amtszeit zur Verfügung stehe.

Foto: Joerg Carstensen/dpa via AP

Wolfsburg – Offiziell ist es noch nicht, doch vieles spricht dafür, dass Volkswagen unmittelbar vor einem Chefwechsel steht. VW-Markenchef Herbert Diess (59) soll laut Handelsblatt Matthias Müller (64) an der Konzernspitze beerben. Der Wolfsburger Autobauer hat am Dienstag in einer dürren Pflichtmitteilung nur erklärt, dass VW "eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur für den Konzern" erwäge. Zarter Hinweis auf eine bevorstehende Rochade: "Dazu könnte auch eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden gehören."

Anlegern gefällt die Aussicht auf einen Führungswechsel. Viele griffen am Dienstag beherzt zu VW-Aktien, die kräftig zulegten. "Müller hat VW gut durch stürmische Zeiten gebracht, aber jetzt ist ein Neuanfang wichtig", erklärt ein Händler die gute Stimmung am Markt: "Neue Besen kehren bekanntlich besser."

Insidern zufolge könnte die Entscheidung für Diess schon am Freitag offiziell werden. Dann tagt der Aufsichtsrat, der auch über den Konzernumbau beraten will. Der 64-Jährige Müller hatte im März in einem Interview mit dem deutschen "Spiegel" erklärt, dass er bei der Bestimmung seines Nachfolgers ein gewichtiges Wort mitreden wolle. "Ich würde auf jeden Fall gerne mit dem Aufsichtsrat diskutieren, wie der Konzern nach meiner Zeit geführt werden soll und von wem", betonte er da. Er selbst könne sich vorstellen, nach seinem Abschied von der Vorstandsspitze einen Posten im VW-Aufsichtsrat übernehmen. Dessen Vorsitz strebe er aber nicht an. "Das ist zu viel Arbeit, wenn man es richtig macht", sagte Müller.

Troubleshooter

Der studierte Informatiker, dessen Vater Motorrad-Rennleiter der alten Auto-Union-Marke DKW und technischer Kommissar der DDR-Rennstrecke Sachsenring war, wurde von den Eignerfamilien Piech und Porsche im September 2015 an die VW-Spitze gesetzt, nachdem der damalige Konzernchef Martin Winterkorn im Zuge der Dieselaffäre zurücktreten musste. Schon damals ließ Müller erkennen, dass er den Posten als Porsche-Chef nur ungern verließ und bei Volkswagen nur für eine Amtszeit zur Verfügung steht. Sein Vertrag läuft noch bis 2020. Müller sollte die Aufklärung der millionenfachen Manipulation von Abgaswerten vorantreiben und den Konzern zugleich ins Zeitalter der Elektro-Mobilität führen. Dabei kann er auch erste Erfolge aufweisen. Die lange schwächelnde Marke VW kommt unter dem früheren BMW-Manager Herbert Diess bei der Steigerung der Profitabilität voran.

Auf die Frage, ob der 59-jährige Diess sein Nachfolger werden könnte, sagte Müller dem Spiegel: "Natürlich ist man mit 60 nicht alt. Wir brauchen im Vorstand Erfahrung, aber nach meiner Überzeugung auch eine Verjüngung." Am Ende sei das eine Entscheidung des Aufsichtsrats. (APA, red 10.4.2018)