Einen "hohen Preis" werde der syrische Präsident Bashar al-Assad für die angeblich von seinen Truppen begangenen Kriegsverbrechen bezahlen, hatte US-Präsident Donald Trump nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in der Ostghouta angekündigt. Wie er Assad die Rechnung präsentieren will, dürfte Trump in den kommenden Stunden verkünden. Der US-Präsident sagte seine geplante Reise nach Lateinamerika wegen der Krise ab.

DER STANDARD hat einige Optionen Washingtons skizziert:

Option 1: Diplomatie

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Die amerikanische Uno-Botschafterin Nikki Haley droht auch Russland und dem Iran mit Konsequenzen.
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UN-Botschafterin Nikki Haley hat im Sicherheitsrat an die Rolle Russlands und des Iran erinnert. "Wir haben den Punkt erreicht, wo die Welt der Gerechtigkeit den Weg ebnen muss." Die beiden engsten Verbündeten des Assad-Regimes könnten neuen US-Sanktionen ausgesetzt werden, lautet eine Option. Im Rahmen der Uno ist ein solcher Schritt weit schwieriger umzusetzen. Schon nach den früheren, belegbar durch Assad-Truppen begangenen Kriegsverbrechen mit C-Waffen war der Sicherheitsrat in sich zu sehr gespalten, als dass er entschiedene Schritte gegen Syrien einleiten konnte.

Am Dienstagabend sind zwei rivalisierende Resolutionsentwürfe im Sicherheitsrat gescheitert. Zunächst verhinderte Russland per Veto einen Entwurf der USA zu der Frage, wie genau der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien untersucht werden soll. Danach stimmten unter anderem die USA und Großbritannien gegen einen russischen Resolutionsentwurf, der zudem insgesamt nicht ausreichend Ja-Stimmen einsammeln konnte.

Option 2: Ein begrenzter Militärschlag

Am 7. April 2017 ließ Trump Tomahawk-Marschflugkörper auf einen syrischen Flugplatz abfeuern.
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Fast genau ein Jahr ist es her, dass Trump Marschflugkörper auf den Militärflughafen Al-Shairat abfeuern ließ – als Vergeltung für den Giftgasangriff in der Kleinstadt Khan Sheikhoun. Die US-Reaktion wurde damals als besonnen und angemessen gelobt. Ihre Auswirkungen waren hingegen bescheiden. "Der Präsident hat entschieden reagiert, als Assad vergangenes Jahr Chemiewaffen eingesetzt hat", sagte der republikanische Senator John McCain, der Trump sonst regelmäßig kritisiert. "Er sollte dies erneut tun und zeigen, dass Assad einen Preis zahlt, wenn er Kriegsverbrechen begeht."

Option 3: Eine großflächige Militärintervention

Eine großangelegte Militäraktion der USA und ihrer Verbündeten ist nicht zu erwarten.
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Die Optionen des Pentagon sind begrenzt, will es keinen explosiven Konflikt mit Syriens Schutzmacht Russland riskieren. "Die USA müssen sehr vorsichtig sein, nicht versehentlich russische Ziele zu treffen oder russische Berater zu töten", sagt der Politikwissenschafter Ben Connable von der Rand Corporation zur APA. Da die Russen vielerorts an der Seite der syrischen Regierungstruppen präsent seien, schränke das die Optionen der US-Streitkräfte erheblich ein. Der Tod russischer Soldaten könnte andernfalls zu einer direkten Konfrontation der Atommächte führen.

Option 4: Nichtstun

Eine weiterreichende Militärintervention der USA erscheint unwahrscheinlich, nachdem Trump kürzlich angekündigt hat, den Einsatz der US-Truppen in Syrien bald beenden zu wollen. Rund 2.000 US-Soldaten sollen im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Nordsyrien im Einsatz sein. Der Militärexperte Daniel Davis vom Politikinstitut Defense Priorities hält es für richtig, sich aus Syrien herauszuhalten. "Die schlimmste Politikoption für die USA wäre, tiefer in den syrischen Bürgerkrieg verstrickt zu werden, der, so brutal er auch ist, keinen Einfluss auf unsere Sicherheit und unseren Wohlstand hat", sagt Davis. (flon, APA, 10.4.2018)