Daniel Koller/derStandard.at
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Es ist gar nicht so einfach, eine Neuauflage eines Heimcomputers zu beurteilen, bei der man das Original nicht verwendet hat. Das erste Spielgerät des Autors dieses Textes waren Tricotronics, danach kamen Game Boy, Segas Game Gear, Nintendo 64 und letztlich die Playstation. Eine Kindheitserinnerung an den C64, der 1982 auf den Markt kam und bis 1994 produziert wurde, kann somit nicht vorgewiesen werden. Im Weg stand das im STANDARD-Test des C64 Mini allerdings nicht – ganz im Gegenteil.

Die 30 besten Spiele für den C64.
old style gaming

64 Spiele vorinstalliert

Vertrieben wird die Neuauflage des unter Fans so genannten "Brotkastens" von Koch Media, entwickelt von der Firma Retro Games. 64 Spiele stehen zur Verfügung, darunter Klassiker wie "Impossible Mission", "Summer/Winter Games", "Paradroid" und "Speedball 2: Brutal Deluxe". 80 bis 100 Euro müssen für die Neuauflage hingelegt werden, mittels HDMI-Anschluss kann die Konsole problemlos an alle gängigen Fernseher angehängt werden. Zwei USB-Slots für Joystick oder Tastatur stehen ferner zur Verfügung.

Verarbeitungsqualität lässt zu wünschen übrig

Die Konsole und der beigelegte Joystick wirken in puncto Verarbeitung mehr wie billiges Spielzeug. Die Tastatur des "Brotkastens" ist zudem nicht echt, sondern nur Dekoration. Man kann sich hierbei allerdings mit einem virtuellen Eingabegerät behelfen oder ein externes Tastenwerk mittels USB-Anschluss anstecken. Über diesen Slot ist es auch möglich, weitere Spiele auf der Konsole zu installieren beziehungsweise das Gerät mit Updates zu versehen. Mittels Micro-USB-Anschluss wird der C64 Mini mit Strom versorgt.

Basic-Programmierung möglich

Die Erstverwendung ist recht unkompliziert. Einfach am Fernseher anschließen, und schon wartet ein Menü mit den vorinstallierten Games auf. Die Programmierung mit Basic ist ferner möglich, hier steht ein eigenes Programm zur Verfügung. Die Games starten flink und lassen sich auch schnell wieder beenden. Wie aus den 80ern und 90ern gewohnt, kommen diese in Pixelgrafik und 8-Bit-Sound. Das Menü gibt zuletzt auch noch eine kurze Auskunft zum Inhalt des ausgewählten Games. Das war es auch schon.

Wow-Erlebnis #1

Als C64-Neuling ist man beim Start mit vielen Spielen überfordert. Eine Erklärung, was denn nun genau zu tun ist, gibt es nicht. Auch zur Steuerung wird nichts verraten. Für einen Gamer aus den 90ern eine interessante Ersterfahrung. Bereits damals haben Spiele damit begonnen, den Nutzer bei der Hand zu nehmen und ihm einen sanften Start zu bereiten. Der C64 Mini wirft den Spieler hingegen ins eiskalte Wasser, so wie es eben Games in dieser Ära taten.

Anfangs Frust, dann Spaß

Wenn man den Einstiegskomfort heutiger Spiele gewohnt ist, ist das Gaming mit der Retrokonsole anfangs eine frustrierende Angelegenheit. Beißt man sich durch und erkundet die Mechanik auf eigene Faust, macht das Spielen aber dann Spaß – selbst wenn das Spielprinzip noch so simpel ist. Auch der Sound gefällt. Der 8-Bit-Klang geht gut ins Ohr und verleiht jedem Spiel ein gewisses einzigartiges Flair.

Wow-Erlebnis #2

Eine weitere Ersterfahrung für ein Kind der 90er ist die Tatsache, dass das Gaming auf dem C64 eine wahrlich anstrengende Angelegenheit war. Ein Wettbewerb bei den Klassikern "Summer/Winter Games" ist fast schon eine schweißtreibende Spielerei. Der Joystick muss hierbei geschickt herumbewegt werden, was nach einer gewissen Zeit durchaus ermüdend ist. Das Erfolgserlebnis ist nach mehreren Minuten Dauerbewegung dafür deutlich höher, als wenn auf der Couch ab und zu ein paar Knöpfe betätigt werden.

Wir spielen mit dem C64 Mini.
WIRSPIELEN

Fazit

Der 64 Mini bringt für Gamer, die das Original nicht miterlebt haben, eine interessante Zeitreise in die Anfänge der Videospiele. Auch jene, die den Heimcomputer in den 1980ern ihr Eigen nannten, werden mit den einfachen Spielen aus Nostalgiegründen ihre Freude haben. Man kann die Erfahrung aber auch ohne C64 Mini machen. Emulatoren für PC und Smartphone gibt es bereits zuhauf und auch die Möglichkeit, mittels Raspberry Pi seinen eigenen Nachbau zu schaffen – diesen dann auch mit echter Tastatur und einem hochwertigeren Joystick. (Daniel Koller, 15.4.2018)