Dorfbewohner am Amazonas müssen mittelfristig Alternativen zu ihren Brunnen finden, da das Grundwasser hohe Arsen- und Manganwerte aufweist.

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Wien – Ist das Flusswasser zu schmutzig, bohren Dorfgemeinschaften am Amazonas oft nach Grundwasser, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Die vermeintliche Lösung kann aber gefährlich sein, weil das Grundwasser zu viel Arsen, Aluminium und Mangan enthält. Dies zeigen Arbeiten der Geologin Caroline de Meyer von der Schweizer Forschungsanstalt Eawag, die sie am Dienstag bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien präsentierte.

Sie hat zusammen mit ihrem Team sowie mit Forschern aus Peru und Brasilien erstmals systematisch Grundwasserproben entlang des Amazonas gesammelt und auf die wichtigen Spurenelemente untersucht. Die Spurenelemente werden unterirdisch aus den Flussablagerungen gelöst. Sie sind geogen und stammen nicht etwa aus Verschmutzungen durch die Industrie, wie de Meyer betonte.

Ihre Resultate von über 250 Stellen haben die Forscher mit vorhandenen Daten zur Geologie, Flussmorphologie und Bodenbedeckung ergänzt und so ermittelt, wo die Werte von Arsen, Aluminium und Mangan problematisch sind. Mancherorts liegen die Höchstkonzentrationen von Aluminium etwa dreimal höher als die als unbedenklich geltenden Werte. Die Manganhöchstwerte liegen bei sechs Milligramm pro Liter, was die empfohlene Menge um das Fünfzehnfache übersteigt.

Braunrotes Wasser

Allerdings sind die Grenzwerte für Mangan und Aluminium umstritten. Studien empfehlen, dass vor allem Kinder kein Wasser mit mehr als 400 Mikrogramm Mangan pro Liter trinken sollten, da zu hohe Mangankonzentrationen die neurologische Entwicklung schädigen können.

Betroffene Dörfer oder Städte müssen mittelfristig wohl Alternativen zu ihren Brunnen finden. Allerdings gebe es an vielen Orten kaum Bewusstsein für das Problem, so de Meyer. Immerhin enthält Wasser mit hohem Arsengehalt häufig auch viel Eisen. Kommt dieses Wasser aus dem Untergrund an die Luft, oxidiert das Eisen und es erhält eine braunrote Farbe. "Darum lassen es die Leute zum Glück oft eine Zeit lang stehen", sagt de Meyer. Dann setzt sich das Eisen ab und – daran gebunden – auch ein Teil des Arsens. Mangan und Aluminium bleiben aber meist im Wasser. Für Arsen liegt der von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Grenzwert bei zehn Mikrogramm pro Liter.

Unklar ist bisher, wie viele Menschen in den strukturschwachen Regionen entlang des Amazonas betroffen sind. Zahlen seien erst für Peru ausgewertet und in der Fachzeitschrift "Science of the Total Environment" publiziert worden. Aber de Meyer warnt, wo Grundwasser gepumpt werde, dürfe die Arsen-, Aluminium- und Mangan-Kontamination des Wassers nicht unterschätzt werden. "Denn unsere Daten zeigen alle in dieselbe Richtung." (APA, 10.4.2018)