Wenn Donald Trumps Wutanfall eines deutlich gemacht hat, dann ist es das Verständnis seiner eigenen Rolle. "Der Staat, das bin ich", so könnte man es auf einen kurzen Nenner bringen. Wer ihn attackiere, der attackiere Amerika, der attackiere alles, wofür das Land stehe: Es sind Worte, die in ihrer Schwere an den 11. September 2001 erinnern, als in New York die Zwillingstürme einstürzten. Im Terrorschock mag eine solche Rhetorik ihre Berechtigung gehabt haben, im Falle Trumps ist sie völlig fehl am Platz.

Es ist ja schlicht absurd, aus Durchsuchungen beim langjährigen Anwalt des Trump‘schen Immobilienunternehmens einen Angriff auf das Fundament des Staatswesens zu machen. Wenn der US-Präsident es dennoch tut, offenbart er einmal mehr seine autokratischen, monarchistisch anmutenden Neigungen. Als säße er auf dem Thron des Sonnenkönigs, in dessen Umfeld Untersuchungen schon deshalb tabu sind, weil dergleichen Majestätsbeleidigung wäre – so ungefähr klingt, was er neuerdings sagt. Dass in der amerikanischen Demokratie vor dem Gesetz alle gleich sind, mag in dieser Logik für andere gelten. Nicht für Donald Trump.

Gewiss, es bleibt offen, mit welchen Ergebnissen Robert Mueller seine Ermittlungen beenden wird. Ob es im Wahlkampf des Jahres 2016 tatsächlich geheime Abmachungen zwischen dem New Yorker Trump Tower und dem Kreml in Moskau gab, kann momentan kein Außenstehender seriös beurteilen. Es gibt Vermutungen und Verdachtsmomente, ob die Spur aber bis zum Präsidenten führt, wird sich zeigen. Nur: Wie Trump die Recherchen eines als absolut unbestechlich geltenden FBI-Veteranen wie Mueller zu einem Komplott stempelt, das lässt jegliches Augenmaß, jegliche Souveränität vermissen. Sollte er seinen Drohungen Taten folgen lassen und den Sonderermittler feuern, steht den USA eine veritable Staatskrise ins Haus. (Frank Herrmann aus Washington, 10.4.2018)